Ein Mann geht am Hauptbahnhof mit seinem Fahrrad zwischen der Werbung für das Deutschlandticket und einer Regionalbahn vorbei

49-Euro-Ticket: Wissing streitet mit den Ländern über die Kosten

Stand: 29.08.2023, 15:08 Uhr

11 Millionen Deutschlandtickets sind im Moment im Umlauf - das sind die aktuellsten Zahlen der Verkehrsverbünde. Aber schon wieder gibt es Streit - und wie immer geht es ums Geld.

"Deutschlandticket" heißt das bundesweite Nahverkehrsticket offiziell. Nicht "49-Euro-Ticket", wie es oft im Alltag genannt wird und wie es als Nachfolger des "9-Euro-Tickets" ja auch einleuchtend wäre - sondern "Deutschlandticket". Manche mutmaßen: Damit der Preis sich bei Bedarf leichter anpassen lässt.

Die Sorge scheint im Moment durchaus berechtigt: Bund und Länder streiten schon wieder darüber, wer wie viel Geld zur Verfügung stellt. Der Fahrgastverband Pro Bahn glaubt deswegen, dass das 49-Euro-Ticket bald mehr als 49 Euro kosten wird.

Deutschlandticket: Erfolgreich, aber umstritten

Für Bundesverkehrsminister Wissing ist das Ticket schon ein Erfolg: Rund 11 Millionen Deutschlandtickets sind im Umlauf, immerhin gut jedes zwölfte davon gehört einem Neukunden - also einer Person, die vorher fast nie mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs war.

Trotzdem sagt Wissing jetzt dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland": Mehr Geld werde es vom Bund auf keinen Fall geben. Stattdessen sollten die Länder sparen, indem sie zum Beispiel den "Flickenteppich" der Verkehrsverbünde besser organisieren.

Verkehrsverbünde: Braucht es sie noch?

Sie alle haben Geschäftsführung, Vertrieb und Marketingabteilung - und die kosten Geld. Würde man Verbünde zusammenlegen, könnte das eventuell Kosten einsparen. Und auch Kundinnen und Kunden würden sich vermutlich nicht beschweren, wenn das Angebot übersichtlicher wird und nicht jeder Verkehrsverbund eigene Tickets, Zeitkarten und Abomodelle anbietet.

Die Strukturen im NRW-Nahverkehr sind historisch gewachsen: Aus vielen, vielen Einzelunternehmen wurden nach und nach kleinere Verbünde, die sich dann zu immer Größeren zusammenschlossen.

"Früher war es nicht nötig, weite Tarife anzubieten, weil die Leute nicht so weit gependelt sind", erklärt Volker Wente, Geschäftsführer des Verbands der Verkehrsunternehmen in NRW. Heute sei das anders: Die Menschen führen öfter und weiter.

Unklar, wie viel man wirklich einsparen könnte

Vor diesem Hintergrund - so kann man Wissings Vorstoß verstehen - könnte man durchaus infrage stellen, ob es die großen Verbände wirklich noch braucht. Es gibt aber keine verlässlichen Zahlen, wie viel Geld es wirklich sparen würde, wenn es zum Beispiel nur einen Verbund für ganz NRW gäbe.

Und die regionalen Anbieter argumentieren: Sie kennen sich vor Ort am besten aus. Vielleicht würden Streckenplanung und Fahrpläne schlechter werden, wenn sie von einer zentralen Stelle fürs ganze Bundesland gemacht würden.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur AFP und Redaktionsnetzwerk Deutschland
  • Tagesschau-Artikel vom 26.8.23: Nahverkehr dürfte laut Studie deutlich teuer werden
  • Gespräche mit dem Presssprecher des Aachener Verkehrsverbunds, Markus Vogten und dem Geschäftsführer des Verbands der Verkehrsunternehmen, Volker Wente

Über dieses Thema berichtete WDR Aktuell - Der Tag um 12 am 29.08.2023