Das Bild zeigt eine dunkle Straße bei Nacht.

Dunkle Straßen - Energiesparen auf Kosten der Sicherheit?

Stand: 23.08.2022, 15:46 Uhr

Die Stadt Wuppertal will Energie sparen: Seit gestern wird die Straßenbeleuchtung schon früher gedimmt. Doch es gibt Kritik: Könnte die Kriminalität dadurch zunehmen?

Von Markus Meyer-Gehlen

143.000 Kilowattstunden will Wuppertal pro Jahr einsparen. Dafür werden öffentliche Gebäude weniger angestrahlt und die Straßenbeleuchtung gedimmt. Früher setzte die reduzierte Beleuchtung erst um 24 Uhr ein, ab sofort schon um 22 Uhr.

Laternen bleiben dunkel

Was nach viel klingt, relativiert sich im Vergleich ein wenig: 143.000 Kilowattstunden sind etwas mehr als 100 Menschen durchschnittlich im Jahr verbrauchen. Doch es hilft nichts, Deutschland muss seinen Energieverbrauch laut EU-Beschluss deutlich senken. Die reduzierte Beleuchtung soll dazu beitragen.

Auch andere Städte ergreifen ähnliche Maßnahmen: In Köln werden die Straßenlaternen ebenfalls schon früher heruntergefahren, Duisburg etwa denkt zumindest darüber nach.

Doch zu welchem Preis wird der Energieverbrauch gedrosselt? Die Befürchtung vieler: Die Sicherheit in den Innenstädten könnte leiden, wenn die Lichter ausgehen. Aber stimmt das? Steigt die Kriminalität, wenn Straßenlaternen weniger hell leuchten?

Studienlage unklar

Die Antwort ist nicht ganz klar: Ja, Straßenbeleuchtung kann Kriminalität reduzieren, das ist mehrfach belegt. In Studien werden aber oft einzelne Orte betrachtet, an denen es bislang keine oder wenig Beleuchtung gibt – und an denen vergleichsweise viele Verbrechen stattfinden. Helleres Licht führt oft zu einer Verbesserung der Lage.

Das bedeutet aber nicht, dass der Effekt auch andersherum und überall gilt. Sprich: Gab es an einem Ort bislang gute Straßenbeleuchtung und wenig Kriminalität, führt ein Abdunkeln nicht unbedingt dazu, dass dort nun mehr Verbrechen stattfinden.

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In Düsseldorf noch Gaslaternen

Ist es jetzt also wert, die Straßenlaternen abzudunkeln - um ein bisschen Strom zu sparen? Immerhin gäbe es auch andere Möglichkeiten, den Verbrauch zu reduzieren. In den letzten Jahren wurden schon viele Straßenlaternen in NRW mit sparsamer LED-Technik ausgerüstet. Hier würde auch noch mehr Potential liegen - in Düsseldorf etwa stehen sogar noch mehr als 10.000 Gaslaternen, die manchmal sogar tagsüber brennen.

Die Stadt will die Gaslaternen aber aus historischen Gründen möglichst erhalten - und ein Umbau wäre natürlich im Vergleich recht teuer und aufwendig. Der leichtere und schnellere Weg ist also, die Beleuchtung zu reduzieren. Ein mulmiges Gefühl bleibt für manche aber, wenn sie durch die dunkleren Straßen laufen. Daran ändert auch die Studienlage nichts.

Über dieses Thema berichtete WDR2 am 23.08.2022 um 6:40 Uhr