Ein Polizist zieht ein Fahrzeug mit seiner Kelle aus dem Verkehr

Speed Week in NRW: Polizei blitzt Temposünder

Stand: 15.04.2024, 19:28 Uhr

Ab heute müssen Autofahrer in NRW mit vielen Geschwindigkeitskontrollen rechnen. Der Grund: Die Polizei blitzt während der sogenannten Speed Week verstärkt Temposünder.

Es ist wieder soweit: Wie jedes Jahr im Frühjahr steht die Blitzer-Aktion an. Der ADAC erwartet in NRW vor allem auf unfallträchtigen Streckenabschnitten und in Bereichen etwa rund um Schulen und Kindergärten mehr Kontrollen. "Geblitzt wird also vermehrt an Orten, wo Kinder unterwegs sind und vorsichtiges Fahren gefragt ist", sagt Petra Sommer aus dem WDR-Verkehrsstudio. Auch rund um Altenheime wird verstärkt geblitzt. Temposünder, die erwischt werden, erhalten einen Bußgeldbescheid.

Blitzmarathon und Speed Week

Wobei in NRW, wie in anderen Bundesländern auch, die verstärkten Geschwindigkeitskontrollen nicht nur auf einen Tag beschränkt sind, sondern eine ganze Woche bis einschließlich Sonntag umfassen. Beim "Blitzer-Marathon" mit besonders vielen Kontrollen am Freitag machen aber nur Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg mit. Thüringen, Bayern und Brandenburg beteiligen sich nur am Blitzer-Marathon am 19. April, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein nur an der Speed Week ohne Höhepunkt am Freitag.

Speed Week: Wann ist der Füherschein weg?

Das droht Temposündern

Autofahrern, die während der Blitzer-Woche in die Radarfalle geraten, drohen neben einem Bußgeld Punkte in Flensburg und auch Fahrverbote: Der Führerschein kann für einen Monat weg sein, wenn man innerhalb von 12 Monaten zweimal mehr als 25 km/h zu schnell gefahren ist und dabei geblitzt wurde. Ansonsten gibt es ein Fahrverbot ab 31 km/h innerorts und ab 41 km/h außerorts zu viel.

Wer schon ein gefülltes Punktekonto in Flensburg hat, muss besonders aufpassen, denn bei acht Punkten wird die Fahrerlaubnis entzogen. Den Führerschein gibt es dann frühestens nach sechs Monaten zurück. Voraussetzung ist die erfolgreiche Teilnahme an einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU). Die Kosten für die Begutachtung inklusive Vorbereitung und Führerscheinantrag liegen in der Regel bei mehr als 1.000 Euro.

Für Fahranfänger kann es besonders unangenehm werden. Ein Fahranfänger, der auch noch in der Probezeit geblitzt wird, muss mit zusätzlichen Strafen rechnen. Schon bei einem Geschwindigkeitsverstoß ab 21 km/h verlängert sich die Probezeit von zwei auf vier Jahre und ein Aufbauseminar ist Pflicht. Das kann bis zu 500 Euro kosten.

ADAC für mehr gezielte Kontrollen der Polizei

Generell ist der ADAC Nordrhein für mehr gezielte Kontrollen durch die Polizei. "Nur wenn angemessene Strafen und eine hohe Wahrscheinlichkeit, auf frischer Tat ertappt zu werden, zusammenwirken, werden auch mehr Autofahrer, die sich bisher nicht an die Geschwindigkeitsregeln halten, ihr Verhalten ändern", erklärt Prof. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. Dabei sind aus seiner Sicht Anhaltekontrollen deutlich sinnvoller als schriftliche Anhörungsbögen zur Tat, die erst Wochen nach dem Verstoß beim Autofahrer eintreffen.

Anderer Meinung ist Hans Hanagarth aus Heidelberg. Er ist Anwalt für Verkehrsrecht und hält Blitzer-Marathons für eine rein plakative Aktion: "Die Blitzer, die an so einem Tag im Einsatz sind, werden auch sonst eingesetzt. Die kosten viel Geld, deshalb müssen sie ständig eingesetzt werden. Es hat also keinen nachhaltigen Effekt auf Autofahrerinnen und Autofahrer."

Einige Bundesländer verzichten auf den Blitzermarathon

Unumstritten ist der Blitzermarathon auch unter den Bundesländern nicht. Berlin, Bremen, Niedersachsen, das Saarland und Sachsen verzichten ganz auf eine Teilnahme. Als Begründung für einen Verzicht wird dabei häufig angeführt, dass man lieber kontinuierlich über das Jahr hinweg kontrolliere, als Ressourcen für eine Schwerpunkt-Woche einzusetzen. Die Berliner Polizei verweist darauf, dass sich gezeigt habe, dass vermehrte Kontrollen an einem Tag oder in einer Woche keine nachhaltige Wirkung hätten. Das ergab etwa eine Studie der Universität Passau.

Speed Week in NRW: Polizei jagt ab heute wieder Raser

WDR Studios NRW 15.04.2024 00:18 Min. Verfügbar bis 15.04.2026 WDR Online


Zu schnelles Fahren ist Hauptursache bei Unfällen

In Deutschland passieren immer noch die meisten Unfälle, weil zu schnell gefahren wird. Daher hält der Düsseldorfer Verkehrspsychologe Jürgen Walter eine "Speed-Week" grundsätzlich für sinnvoll. Er hat überwiegend positive Erfahrungen mit Temposündern gemacht:

"Wenn Autofahrerinnen und Autofahrer zur MPU müssen und ihren Führerschein verloren haben, dann ist meine Erfahrung, dass sie sehr reflektiert sind. Viele sagen, es ist vielleicht ganz gut, dass ich rausgewunken wurde." Verkehrspsychologe Jürgen Walter

Eine erste Bilanz der "Speed-Week" wird es frühestens Ende der Woche geben.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass die Speed Week bis einschließlich Freitag gehe. Tatsächlich ist sie aber auch in NRW bis Sonntag geplant. Wir haben unseren Text entsprechend korrigiert.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Pressemitteilung ADAC Nordrhein
  • WDR-Verkehrsstudio

 

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