Yttrium nach der Trennung.

Größter Fund in Europa: Seltene Erden in Schweden entdeckt

Stand: 12.01.2023, 22:33 Uhr

In Schweden sind große Vorkommen von Seltenen Erden entdeckt worden. Offenbar handelt es sich um den bisher größten bekannten Fund in Europa. Ein Expertenteam ordnet den Fund für den WDR ein.

Von Lilia Becker, Jörn Seidel

Im Norden Schwedens ist dem staatlichen Bergbauunternehmen LKAB zufolge das größte Vorkommen Seltener Erden in Europa entdeckt worden. Insgesamt handle es sich um mehr als eine Million Tonnen der unter anderem für Elektroautos, Windräder und andere High-Tech-Produkte benötigten Rohstoffe, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Insofern ist der Fund auch im Kampf gegen den Klimawandel von besonderer Bedeutung.

Förderung von Seltenen Erden aufwendig

Auch wenn Seltene Erden weltweit viel häufiger vorkommen als es der Name vermuten lässt, so ist ihre Förderung aufwendig und fest in chinesischer Hand. Gleichzeitig steigt mit dem Umbau zu einer weniger CO2-intensiven Wirtschaft die Nachfrage. Europa hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Abhängigkeit von Lieferungen aus der Volksrepublik zu verringern.

"Das sind gute Nachrichten, nicht nur für LKAB, die Region und das schwedische Volk, sondern auch für Europa und das Klima", sagte LKAB-Chef Jan Mostrom. Es könnte sich um einen signifikanten Baustein zur Produktion der Rohstoffe handeln, die für den Kampf gegen den Klimawandel benötigt würden.

Ein Schritt in eine größere Unabhängigkeit?

Prof. Dr. Dagmar Goll (Hochschule Aalen)

Prof. Dr. Dagmar Goll, Hochschule Aalen

Das Vorkommen von Seltenen Erden wird weltweit auf 120 Millionen Tonnen geschätzt. Allein in China lagern mindestens 44 Millionen Tonnen und in Russland und Brasilien je 21 Millionen Tonnen. Seltene Erden werden derzeit in Europa nicht gefördert.

Professsor Gerhard Schneider, Professorin Dagmar Goll und Doktor Stefan Klein sind Experten auf dem Gebiet der Materialkunde und haben dem WDR in einer gemeinsamen Antwort den Fund in Schweden in Relation gesetzt: "Daran gemessen sind eine Million Tonnen nicht sehr viel, bieten aber Europa für einige Jahre größere technologische Unabhängigkeit."

Dr. Stefan Klein (Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V.)

Wie der Fund verwendet werden kann, hängt nach Einschätzung des Expertenteams davon ab, in welchen Mengenanteilen die Seltenen Erden im schwedischen Erz vorkommen. Der Fund sei jedoch im Hinblick auf die Ernergiewende "von grundlegender Bedeutung".

Trotz des Funds muss über Alternativen nachgedacht werden

Prof. Dr. Gerhard Schneider (Hochschule Aalen)

Prof. Dr. Gerhard Schneider, Hochschule Aaelen

Doch der Weg bis zur Ausbeutung der Lagerstätte in Schweden ist lang. LKAB will zwar bereits in diesem Jahr einen Antrag auf eine Abbaukonzession einreichen. Dennoch dürfte es noch mindestens zehn bis 15 Jahre dauern, bis das LKAB mit der Förderung beginnen könne. Die zuständige Ministerin Ebba Busch sagte: "Die Elektrifizierung, die Selbstversorgung Europas und Unabhängigkeit von Russland und China beginnen in dem Bergwerk".

Das Expertenteam Schneider, Goll und Klein betonen, dass es in Anbetracht auf die Endlichkeit von Ressourcen wichtig ist, auf Recycling zu setzen. Das senke die CO2-Belastung. Darüber hinaus müssen weitere "Antworten auf die Rohstoffproblematik" gesucht werden:

"Durch die drastische Zunahme des Bedarfs in den nächsten Jahren müssen aber zusätzliche Quellen erschlossen bzw. Materialien subsituiert und alternative Werkstoffe sowie darauf basierende Technologien gefunden werden." Gerhard Schneider, Dagmar Goll und Stefan Klein

Eine wichtige Forschungsfrage sei daher die Entwicklung von Hochleistungswerkstoffen ohne Seltene Erden. Dafür orientieren sich Forschende auch an der Natur, "die in der Regel mit wenigen Grundstoffen Materialien mit einer großen Vielfalt an Eigenschaften erzeugt".

Über dieses Thema berichten am 12.01.2023 auch die WDR-Hörfunknachrichten, unter anderem bei WDR5.

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