Außenaufnahme von Landgericht und Amtsgericht Essen

Richter über Messerattacke: "Eine monströse Tat"

Stand: 17.12.2024, 19:19 Uhr

Nach einem brutalen Messerangriff in einer Essener Diskothek muss ein junger Familienvater mehr als 10 Jahre in Haft. Das Landgericht Essen hat den 26-Jährigen heute wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Es war "eine monströse Tat", sagte der Vorsitzende Richter heute bei der Urteilsverkündung, und es sei "eine verhängnisvolle Nacht" gewesen, für den Angeklagten, für seine Familie, aber vor allem für die Menschen, die teilweise lebensgefährlich verletzt wurden.

Das Messer trifft vier Türsteher der Diskothek, zweien wird der Bauch aufgeschlitzt, nur durch Notoperationen wird ihr Leben gerettet, auch die beiden anderen werden schwer verletzt.

Was war passiert?

Im Eingang der Diskothek "Essence" in der Essener Innenstadt hatte der 26-Jährige aus Duisburg vor zwei Jahren plötzlich ein Messer gezogen und wie rasend um sich gestochen, "ohne Vorwarnung, aus dem Nichts", so der Richter.

Mehrere Überwachungskameras haben die Tat festgehalten, zum Prozessauftakt wurden die verstörenden Bilder vor Gericht gezeigt. Nach dem Verbrechen floh der Täter in die Türkei, erst ein Jahr später wurde er dort festgenommen.

Was war sein Motiv?

Was bringt einen jungen Familienvater, der nie durch Gewalttaten aufgefallen ist, dazu, so unfassbar auszurasten? Geklärt werden konnte diese Frage im Prozess nicht. Denn der Angeklagte weigerte sich, über die Tat zu sprechen. Nur sein Verteidiger gab zu Prozessbeginn eine Erklärung ab. Sein Mandant habe aus Verzweiflung gehandelt, sagte er.

Er sei mit seinen Brüdern und Freunden nach einer Hochzeitsfeier in die Diskothek gegangen. Dort seien sie plötzlich von den Türstehern angegriffen und misshandelt worden. Und er habe Angst vor weiteren Misshandlungen gehabt. Das Gericht wertete das als Schutzbehauptung. Weder für die angebliche Bedrohung noch für die Angst gebe es Anhaltspunkte.

Überwachungskameras filmen den Täter

Zwar hatte es vor der Tat Streit gegeben, weil die Gruppe um den 26-Jährigen sich an der Garderobe vorgedrängelt hatte, er bekam einen Schlag ins Gesicht, sein Bruder zwei Schläge in den Nacken.

Doch danach beruhigte sich die Situation, die Gruppe ging unbehelligt nach draußen - und dann, so zeigt es das Überwachungsvideo, kam der Täter von sich aus wieder zurück. 

Weitere Ermittlungen

10 Jahre und 9 Monate Haft, so das Urteil. Dass der 26-Jährige nicht noch schwerer bestraft wurde, liegt daran, dass laut Urteil auch die Opfer "keine Musterknaben waren und selbst etwas dazu beigetragen haben", so der Richter. Ganz schlimm traf es nach der Tat den Schwager des Messerstechers, der nichts mit der Tat zu tun hatte.

Richter über Messerattacke: "Eine monströse Tat"

WDR Studios NRW 17.12.2024 00:45 Min. Verfügbar bis 17.12.2026 WDR Online


Die Überwachungsbilder zeigen wie er, völlig betrunken und wehrlos, mit Baseballschlägern halbtot geprügelt wird. Möglicherweise war einer der verletzten Türsteher daran beteiligt. Die Bilder sind weiter in der Prüfung, die entsprechenden Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Anklagen gibt es bisher nicht, sagte die Staatsanwältin auf Anfrage des WDR.

Quellen:

  • Reporter vor Ort
  • Landgericht Essen

Über dieses Thema berichtet der WDR am 17.12.2024 auch im Radio auf WDR 2. 

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