Mehr als 60 Anhänger und ehemalige Patienten des Arztes waren beim Prozess. Einige haben Shirts mit der Aufschrift "Freiheit für Heinrich" getragen. Seine Unterstützer forderten vor dem Prozess seine Freiheit. Die Staatsanwaltschaft hingegen forderte mehr als drei Jahre Gefängnis.
Daraus wurden am Ende zwei Jahre und zehn Monate. Ein Jahr sitzt der 67-Jährige Arzt bereits in Untersuchungshaft. Seit Anfang des Jahres steht der Recklinghäuser in Bochum vor Gericht. Der Vorwurf: Das "Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse".
Konkret soll der Mann in seiner Praxis etwa 600 falsche Impfpässe ausgestellt haben - für Patienten, die Angst vor der Impfung hatten, aber eine Bescheinigung wollten. Der Arzt soll die Impfstoffe normal bezogen haben. Statt in Spritzen sollen sie aber zumindest teilweise im Mülleimer gelandet sein.
"Schein-Impfung" gegen Spende?
Die Patienten sollen trotz der nicht erfolgten Impfung in ihren Impfausweisen die entsprechenden Aufkleber bekommen haben. Offenbar nicht ohne Gegenleistung. Der Arzt soll für eine "Schein-Impfung" eine Spende verlangt haben, laut Staatsanwaltschhaft sind so mehr als 12.000 Euro zusammen gekommen.
Ein weiterer Vorwurf: Kindern soll der Arzt statt des Impfstoffs eine Kochsalzlösung gespritzt haben. Ursprünglich hatte der Arzt die gefälschten Impfungen im Prozess unter Tränen gestanden. Das Geständnis hat er aber kurz darauf widerrufen - auf Anraten seines neuen Anwalts. Diesem wirft die Staatsanwaltschaft vor, "Querdenker-Ideologien" zu verbreiten.
Erstes Teilurteil gegen Impf-Arzt erwartet
Der Prozess ist mit dem Urteil noch nicht zu Ende. Die Verhandlung wird noch in fast 400 weiteren, strittigen Fällen fortgesetzt. Das Verfahren ist mittlerweile in zwei Teile aufgeteilt. In einem Teil geht es um rund 400 der möglichen "Schein-Impfungen". Dabei ist auch die Frau des Arztes mitangeklagt. Sie soll als Sprechstundenhilfe bei der Organisation geholfen haben.
Im zweiten Teil geht es um rund 200 Fälle. Erst wenn auch im zweiten Teil das Urteil gefallen ist, soll es ein Gesamturteil geben. Der Prozess wird bis Ende August fortgesetzt. Auch dann wird der Arzt wieder auf seine Unterstützer bauen können. Sie haben immer wieder vor dem Gerichtsgebäude und im Verhandlungssaal mit entsprechenden T-Shirts und Plakaten gegen die Corona-Politik protestiert.
Über dieses Thema berichten wir am 29.06.2023 bei WDR 2 in der Lokalzeit an Rhein und Ruhr und um 19.30 Uhr in der Lokalzeit Ruhr im WDR-Fernsehen.