Fabi tauscht Bildung gegen Wohnen

"Tausche Bildung für Wohnen": Erfolgreiches Wohnprojekt aus dem Ruhrgebiet

Fabienne Kindle hilft Kindern im finanziell schwachen Stadtteil Duisburg-Marxloh beim Lernen und darf dafür kostenlos dort wohnen - als Teil des Projektes "Tausche Bildung für Wohnen".

Von Lukas Zachos

"Faaaaabiiiiii!" Die Zweitklässlerin Holia strahlt, als sie ihre Lieblings-Lernhelferin sieht. Fabienne Kindle wird von allen nur Fabi genannt und leistet beim Projekt "Tausche Bildung für Wohnen" einen Freiwilligendienst. Bei den Kindern ist sie sehr beliebt.

Fabi trägt ein junges Mädchen auf dem Rücken. Beide blicken in die Kamera.

Die Kinder lieben Fabi.

Angefangen hat der Tag für Fabi in ihrer WG in Duisburg-Marxloh. Hier lebt sie mit drei anderen Freiwilligendienstleistenden zusammen. Miete zahlen muss sie nicht, die Wohnung wird von dem Projekt gestellt.

Dieses Element beinhaltet Daten von Facebook. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Mitten in Marxloh

Das ist der Deal. Fabi hilft Kindern aus dem Stadtteil beim Lernen, spielt mit ihnen, ist für sie da. Dafür wohnt sie kostenlos. Die Tauschbar, der Ort wo die Kinder nach der Schule zum Lernen kommen, ist nur 5 Gehminuten entfernt.

Fabi steht in der Küche, ein Smartphone in der Hand. Auf dem Küchentisch liegt Gemüse, zwei Menschen sitzen am Tisch.

Auch Social Media gehört zu den Aufgaben von Fabi.

Fabi steht in der Küche der Tauschbar, schnibbelt Gurken und erzählt. Seit fast acht Monaten wohnt die 19-Jährige hier in Marxloh. Die rund 100 Kinder, die hier eine Anlaufstelle zur Lernförderung gefunden haben, trifft sie auch im Alltag auf der Straße.

Das ist Teil des Konzepts von "Tausche Bildung für Wohnen", das es auch in vier anderen Städten im Ruhrgebiet gibt. Vor Ort helfen, sich in die Stadtteilgemeinschaft einfügen. In Stadtteilen wie Marxloh haben Kinder oft einen erschwerten Zugang zu Bildung.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Eltern können oft nicht helfen

Die Eltern können ihren Kindern beim Lernen oft nicht helfen, zum Beispiel wegen Sprachbarrieren oder, weil sie viel arbeiten müssen. Die finanziellen Möglichkeiten die Kinder zur Nachhilfe zu schicken, bestehen oft nicht. Das versucht "Tausche Bildung für Wohnen" ein wenig aufzufangen.

Das ist auch die Motivation von Fabi: "Ich finde es ungerecht, dass Kinder so benachteiligt werden." Sie sei froh, dass sie nach dem Abi Kindern helfen und sie "bei ihrer Entwicklung unterstützen" könne.

Kurz nachdem die letzten Gurken und Möhren in mundgerechte Stücke geschnibbelt sind, schellt es in der Tauschbar. Die Kinder sind da. Nach ein paar schnellen Runden des Spiels "Fischer, wie tief ist das Wasser?" im Garten geht’s ans Lernen.

Lernhilfe kann auch Spaß machen

Fabi sitzt mit einem jungen Schüler am Tisch und lernt.

Fabi unterstützt die Kinder in allen Fächern.

Wie schreibt man „Schmuck“? Was ist 13 + 4? Wie kann ich Bilder für ein Referat drucken? Fabi kann bei allem helfen. Sie hat Spaß dabei, lacht viel mit den Kindern und geht auf sie ein. Zusammen haben hier alle eine gute Zeit.

Gegründet wurde das Projekt hier in Duisburg-Marxloh. Inzwischen bekommen Kinder auch in Gelsenkrichen-Ückendorf, Essen-Katernberg, Dortmund-Westerfilde und Witten-Mitte Lernhilfe. Mitwirken kann man nicht nur im Freiwilligendienst, sondern auch als Ehrenamtler.

Wie wollen wir in Zukunft wohnen?

Planet Wissen 08.02.2023 59:15 Min. UT Verfügbar bis 25.03.2027 SWR

Wenn Fabi am Abend ins Bett fällt, dann wird das mal wieder ein anstrengender Tag gewesen sein. Aber einer, der sich gelohnt hat, wie sie findet. Und deshalb freut sie sich auch schon auf den nächsten Tag voller Kinder. Und wenn der Freiwilligendienst vorbei ist, dann möchte Fabi soziale Arbeit studieren, um weiter Kindern helfen zu können.