Die neuen Taufspender im Ruhrbistum

Taufe ohne Priester: Bistum Essen weitet Pilotprojekt aus

Stand: 25.10.2022, 08:41 Uhr

Als erster Bischof in Deutschland hat Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck im März die erste Taufe von einem Nicht-Geistlichen ermöglicht. Die Erfahrungen sind so gut, dass jetzt weitere Laien die Taufe spenden dürfen - auch Frauen.

"Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" - diesen Satz dürfen jetzt noch mehr Taufspender im Bistum Essen aufsagen, die keine Priester, Diakone oder Bischöfe sind. Die Taufe mit dem traditionellen Übergießen mit Wasser übernehmen Gemeinde- und PastoralrefentInnen. In immer mehr Pfarreien ist das jetzt möglich.

Mehr Spielraum für Tauffeiern

Bislang bereiten Gemeinde- oder PastoralrefentInnen die Taufe lediglich vor und übernehmen seelsorgerische Aufgaben in den Pfarreien. Einer von ihnen ist Thomas Bartz. Er freut sich darauf, Taufen selbst gestalten zu können. "Bei der Vorbereitung auf die Taufe entsteht im persönlichen Gespräch oft großes Vertrauen", sagt der Gemeindereferent aus dem Ruhrbistum.

Nach der Vorbereitung auf die Taufe hat er am Tauftag selbst an einen Priester oder Diakon abgegeben. "Aus Taufspender kann ich künftig auch die Tauffeier individueller gestalten", freut sich Thomas Bartz., der seit 2011 als Gemeindereferent arbeitet.

Taufen ohne Geistliche bislang nur in Not-Situationen möglich

Thomas Bartz, Gemeindereferent

Gemeindereferent Thomas Bartz darf jetzt Taufen durchführen

Die Taufe ist eines der wichtigsten Rituale in der christlichen Kirche. Dadurch wird ein Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen, sozusagen wird er ein Kind Gottes. Die Taufe an sich dürfen in der katholischen Kirche aber grundsätzlich nur Diakone, Priester und Bischöfe spenden. Es gibt jedoch Ausnahmen. So darf in Todesgefahr jeder taufen. Zudem bestimmt das Kirchenrecht, dass ein Bischof andere mit der Taufe beauftragen kann, wenn ein "ordentlicher Spender nicht anwesend oder verhindert ist".

Priestermangel Grund für den Schritt

Warum das Ruhrbistum überhaupt Taufen durch Nicht-Geistliche erlaubt, hängt mit einem Priestermangel zusammen. Bereits im März 2022 hatte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die ersten 18 Pastoral- und Gemeindereferenten für die Taufspendung beauftragt. Nun kommen weitere 16 hinzu. Bis Ende 2023 soll die außerordnetliche Taufspendung in 30 von 40 Gemeinden möglich sein. Allerdings werden auch weiterhin Priester die Taufe spenden.

Über dieses Thema berichten wir heute im Radio auf WDR2 in der "Lokalzeit Ruhr".