Spritzenautomat der Aids-Hilfe in Köln

Spritzenautomaten in Oberhausen werden zum letzten Mal befüllt

Stand: 30.11.2023, 06:00 Uhr

Die Aidshilfe in Oberhausen spricht von einer schweren Entscheidung. Dennoch: Mangels Geld und Personal wird sie ihre Spritzenautomaten nun nicht mehr befüllen.

Oberhausen war eine der ersten Städte in Deutschland, die dieses Angebot für Drogensüchtige gemacht haben. 34 Jahre lang hat die Aidshilfe ehrenamtlich und ohne finanzielle Zuschüsse die Spritzenautomaten befüllt. An zwei Orten in der Stadt stehen sie, ähneln optisch einem Zigarettenautomaten. Doch nun, am Donnerstag, einen Tag vor dem Welt-Aids-Tag, werden sie zum letzten Mal befüllt.

"Fehlende zeitliche, finanzielle und personelle Ressourcen führen dazu, dass wir die Spritzentauschautomaten in Oberhausen nicht weiter betreuen können", teilt die Aidshilfe Oberhausen mit. "Um drogengebrauchenden Menschen eine kontinuierliche Versorgung mit sterilem Spritzbesteck anbieten zu können, ist es Voraussetzung, dass die Automaten einwandfrei funktionieren. Bedauerlicherweise wurden beide Automaten in den vergangenen Jahren und Monaten immer wieder beschädigt oder es kam aufgrund technischer Probleme zu längeren Ausfällen."

Wichtig im Kampf gegen HIV und Hepatitis

Das alles könne man nun nicht weiter stemmen, bedauert der Verein. In der Tat zählt das Angebot zu einem wichtigen Bestandteil im Kampf gegen die Verbreitung von HIV oder Hepatitis: Betroffene können sich anonym und zu jeder Uhrzeit an den Automaten Spritzen- und Pflegeutensilien sowie Kondome ziehen und alte Spritzen dort in einem speziellen, gesicherten Auffangschacht entsorgen.

Durch den unkomplizierten Zugang zu sterilem Spritzbesteck haben Menschen, die Drogen intravenös konsumieren, die Möglichkeit, sich vor solchen Infektionen zu schützen. Ein Produkt kostet 50 Cent. Jährlich werden nach Angaben des Vereins etwa 800 Spritzenutensilien und 150 Kondome über die Automaten bezogen.

Aidshilfen landesweit in Schwierigkeiten

"Der Fachkräftemangel, die hohe Inflation, der Ukraine-Krieg und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie führen zu einer finanziell angespannten Lage und einem erhöhten Bedarf bei unseren Zielgruppen", beklagte die Aidshilfe Oberhausen schon Ende Oktober. "Ein Projekt, das seit mehr als drei Jahrzehnten ehrenamtlich und gänzlich aus Eigenmitteln finanziert wird, kann diesen Herausforderungen leider nicht mehr standhalten, so bitter das ist."

Seit Wochen sei man unter anderem mit der Stadt und der Diakonie im Gespräch gewesen mit die Ziel, dass dort das Projekt weiter betreut wird, berichtete eine Mitarbeiterin dem WDR. Bislang allerdings ohne Ergebnis. Es mangele nicht an Solidarität, sondern schlichtweg an Geld.

Automaten stehen noch bis zum Jahresende

Das Beispiel aus Oberhausen zeigt eine Entwicklung, die der Landesgeschäftsführer der Aidshilfe NRW, Patrick Maas, bereits kürzlich im Finanzausschuss des Landtages beklagte. Dort sprach er von einer Unterfinanzierung nahezu aller Vereine: "Über viele Jahre konnten die Aidshilfen die Engpässe durch Spenden, Sponsoring und stark erhöhte kommunale Zuwendungen (...) auffangen. Doch jetzt, nicht zuletzt durch die dramatisch steigende Kostenentwicklung, stehen viele Aidshilfen am Rand des Möglichen."

Die Aidshilfe Oberhausen will unterdessen zumindest im kleineren Rahmen Drogensüchtigen weiter Hilfe anbieten: Spritzen- und Pflegeutensilien sollen in der Geschäftsstelle vorrätig sein und da an Bedürftige herausgegeben werden. Die Automaten sollen noch bis Ende Dezember in der Stadt stehen und dann abgebaut werden - wenn sich bis dahin nicht doch noch jemand finden sollte, der sie weiter betreibt.

Über dieses Thema berichten wir am 30.11.2023 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit.