Prozess wegen möglicher Tierquälerei in Selm könnte weitergehen
Stand: 07.01.2025, 06:18 Uhr
Der Prozess gegen einen Ex-Schlachthofbetreiber aus Selm könnte weitergehen. Die Verhandlungsfähigkeit des Mannes wird neu geprüft.
Von Philip Raillon
Die Staatsanwaltschaft Dortmund wirft dem Ex-Betreiber eines Schlachthofs in Selm schwere Tierquälerei vor. In fast 200 Fällen sollen dort im Kreis Unna die Angestellten Schafe und Rinder ohne Betäubung getötet haben. Das sogenannte Schächten, das Töten durch Aufschneiden der Kehle ohne Betäubung, ist in Deutschland grundsätzlich verboten.
Mitarbeiter bereits zu Haftstrafen verurteilt
Mitarbeiter des Betriebs waren bereits im Sommer 2023 vom Amtsgericht Lünen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Sie sollen damals auf dem Gelände in Selm gehandelt haben, weil ihr Chef es so angeordnet hatte. Tierschützer hatten die Taten verdeckt gefilmt und anschließend öffentlich gemacht.
Gegen den Chef und Betreiber des Schlachthofes ist das Gerichtsverfahren am Amtsgericht Lünen jedoch eingestellt worden. Ein Gutachten war zum Schluss gekommen, dass er dauerhaft verhandlungsunfähig sei. Dagegen legte die Staatsanwaltschaft Dortmund Beschwerde beim Landgericht Dortmund ein. Das Landgericht hat nun ein neues Gutachten zum Gesundheitszustand des Ex-Chefs beauftragt.
Von dem Ergebnis dieses sogenannten Obergutachtens hängt nun ab, wie die Kammer am Landgericht entscheidet und dann auch, ob das Lünener Strafverfahren tatsächlich ohne Urteil endet. Andernfalls könnte zum Vorwurf der möglichen Tierquälerei gegen den Ex-Chef doch noch verhandelt werden.
Oberlandesgericht Hamm machte Weg für neues Gutachten frei
Mitte Dezember hatte sich noch ein weiteres Gericht mit dem Fall beschäftigen müssen: Gegen die Entscheidung aus Dortmund, ein neues Gutachten zu beauftragen, hatte sich der Angeklagte seinerseits gewehrt. Über seine Beschwerde musste das Oberlandesgericht Hamm entscheiden, was jedoch gegen den angeklagten Schlachthof-Chef entschied. Damit war der Weg für das Obergutachten frei.
Der Eingang des Dortmunder Landgerichts
Der Gutachter hat laut Landgericht Dortmund seine Arbeit bereits aufgenommen. Üblicherweise dauert das Erstellen von Sachverständigen-Gutachten bei Gericht einige Wochen. Das Landgericht Dortmund dürfte daher erst im Frühjahr darüber entscheiden, ob es mit dem Strafverfahren in Lünen weitergehen kann.
Unsere Quellen:
- Landgericht Dortmund
- Oberlandesgericht Hamm
- Staatsanwaltschaft Dortmund