Zwei Polizei-Schutzwesten mit der Aufschrift Polizei von hinten.

Kritik an Polizei Essen: Kein Schutz vor "Steeler Jungs"

Stand: 28.07.2022, 20:58 Uhr

Der Landesjugendring kritisiert die Polizei in Essen: Kinder und Jugendliche sollen von Rechtsextremen bedroht worden sein. Die Polizei habe zu spät geholfen.

Es geschah während einer Tagung im Juni im Stadtteil Steele: Die Kinder und Jugendlichen trafen sich in einem Kulturzentrum. An einer Sportsbar gegenüber soll eine Gruppe der rechtsextremen "Steeler Jungs" Nazi-Parolen gegrölt und die Jugendlichen bedroht haben.

Polizei kommt erst nach Stunden

Geschätzt 50 Personen hätten "Hitler und SS zurück" oder "Ausländer raus" gerufen, außerdem habe es Beschimpfungen und Drohgebärden mit einem Messer gegeben, hieß es in einem offenen Brief des Landesjugendrings NRW, der das "Polizeiversagen" anprangert. Trotz eines abgesetzten Notrufs hätten die Jugendlichen zwei Stunden warten müssen, bis eine Polizeistreife eintraf.

Die Polizei bestätigte den zeitlichen Ablauf, übte Selbstkritik und kündigte an, den Einsatz aufzuarbeiten. In Richtung der Stadt Essen und des NRW-Innenministeriums kritisierte der Landesjugendring, man frage sich, wie es sein könne, dass der Treffpunkt Rechtsextremer "nach all den Jahren und Vorfällen dort" noch immer existiere.

Polizei ging von "Ruhestörung" aus

Der Einsatz sei als Ruhestörung bewertet worden, erklärte die Polizei. Die Priorität wurde also nicht so hoch angesetzt. "Gleichwohl sind zwei Stunden natürlich zu viel, insbesondere mit dem Verweis, um was es da ging", sagte der Polizeisprecher. "Da hätten die Kollegen vor Ort wirklich früher reagieren müssen."

Das Kulturzentrum Grend in Essen-Steele liegt schräg gegenüber einer Kneipe, die laut Polizei ein Treffpunkt der "Steeler Jungs" ist, einer vom Verfassungsschutz beobachteten rechtsextremen Gruppierung. Als die Streife gegen vier Uhr ankam, seien die noch Anwesenden zur Ruhe ermahnt worden, hieß es von der Polizei.

Ermittlungen laufen

Die in dem offenen Brief erhobenen Vorwürfe sollen jetzt aufgeklärt werden: Man habe Anzeige von Amts wegen erstattet, es geht um den Verdacht der Bedrohung und der Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen.

Über dieses Thema berichten wir am 28. Juli 2022 auch bei WDR2: Lokalzeit Rhein/Ruhr.

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