Fahrradstraße in der Dortmunder Innenstadt eröffnet

Stand: 31.08.2022, 18:24 Uhr

Der erste Teil des Radwalls ist fertig: Eine vierspurige Fahrradstraße in der Dortmunder Innenstadt. Bei der Eröffnung gab es allerdings einen kleinen Eklat.

Von Michael Westerhoff

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages zeigten sich am Himmel. Oberbürgermeister, Bezirksbürgermeister, Vertreter des Fahrradclubs ADFC, der Dortmunder Fahrrad-Beauftragte, der städtische Mobilitätsplaner – alle waren da und guter Laune.

Schließlich konnten sie an diesem Mittag der Öffentlichkeit die neue vierspurige Fahrradstraße vorstellen. Ein vier Millionen Euro teures Prestige-Projekt, auf das die Dortmunder Stadtverwaltung und Politik sehr stolz sind.

Geschäftsfrau protestiert

Gerade wollte Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) ein paar feierliche Worte sagen, da hörten die Anwesenden von hinten ein laute Stimme. Eine Frau, die offenbar auf 180 war.

Im ersten Moment war den meisten nicht klar, was da gerade passierte. Die lautstarke und resolute Frau stellte sich als Simone Erpelding vor, Inhaberin eines Geschäfts, in dem man edles Balsamico-Öl kaufen kann.

Simone Erpelding, Inhaberin des Zapfhahn-Ladens am Ostenhellweg, zeigt eine Unterschriftenliste

„Unsere Kunden finden keine Parkplätze mehr, auch die Patienten der vielen Ärzte hier am Ostenhellweg wissen nicht, wo sie parken sollen“, schimpfte die Geschäftsfrau, die bereits Unterschriften gegen die Fahrrad-Autobahn gesammelt hat.

Parkplätze fallen für Radweg weg

Das ist die Kehrseite der schönen neuen Fahrradwelt: Den Raum, den die Radfahrer durch den rot markierten Wege gewinnen, der wird anderen weggenommen: Der Radwall verläuft links und rechts des sechsspurigen Ostwalls.

Der Ostwall wurde nicht beschnitten. Aber Parkplätze rechts und links der Straße mussten für den Radweg weichen. Insgesamt 200 Stellplätze. Der Ausbau des Radwegenetzes geht nicht nur hier auf Kosten der Autofahrer.

Die Delegation um Oberbürgermeister Westphal hält das für alternativlos angesichts von Klimawandel und geplanter Verkehrswende. Geschäftsleute und Anwohner sind nicht immer einverstanden.

Weiterer Ausbau des Radwegenetzes geplant

Der Radwall ist erst der Anfang. Dortmund plant ein Netz von Velorouten innerhalb des gesamten Stadtgebiets. Meistens auf Nebenstraßen, die zu Fahrradstraßen gemacht werden sollen, auf denen der Radverkehr Vorfahrt hat.

Und vom Radwall steht auch erst ein gutes Viertel. Die anderen drei Viertel bergen mächtig Zündstoff. Es gibt mehrere Planungsszenarien. In einem werden Auto-Fahrspuren zugunsten des Radverkehrs weggenommen, in einem anderen wird ein Teil des Wallrings ganz für den Autoverkehr gesperrt.

Rad- und Autofahrer liefern sich in sozialen Medien schon seit Wochen einen Streit über Sinn und Unsinn der geplanten Baumaßnahmen.

Über den Dortmunder Radwall berichtet der WDR auch in seiner Fernseh-Lokalzeit aus Dortmund am 31.08.2022.