Landgericht Dortmund von außen

Wo ist Eduard M.? - Landgericht Dortmund verurteilt flüchtigen Angeklagten

Stand: 06.09.2023, 17:49 Uhr

Das Landgericht Dortmund hat heute einen Einbrecher zu neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Er hatte zwei Opfer stundenlang gefangen gehalten. Das Problem: Der Verurteilte ist spurlos verschwunden.

Von Jürgen Kleinschnitger

Niemand beim Landgericht Dortmund hatte am Mittwochnachmittag noch damit gerechnet, dass Eduard M. zum Urteil erscheint und dabei blieb es dann auch. Der 35-Jährige ist seit mehreren Tagen spurlos verschwunden.

Im August hatte die Kammer den mehrfach vorbestraften Deutsch-Kasachen aus der Untersuchungshaft entlassen – wenige Tage vor dem Urteil. 

Nach Geständnis - Freilassung aus U-Haft

Im Prozess hatte der Angeklagte noch vor wenigen Tagen gestanden, dass er mit drei Mittätern Ende August 2021 ein Rentner-Ehepaar im Hammer Süden nachts in ihrem Haus überfallen, gefesselt und bedroht hat, um an Gold, Silber, Bargeld und Schmuck zu gelangen - im Wert von mehreren zehntausend Euro.

Die Täter hatten das Paar im Schlaf überrascht und mit Pistole und Schere bedroht, damit die beiden Rentner ihnen den Safe öffnen. Danach sperrten die vier Täter ihre beiden Opfer für mehrere Stunden in einen begehbaren Kleiderschrank ein. Videoaufnahmen der Tat belasteten Eduard M., ebenso seine DNA an dem Safe, die Ermittler der Spurensicherung sicherstellen konnten. 

Rechtsanwältin Siham Kaichouh zum Urteil

00:39 Min. Verfügbar bis 07.09.2025


Kurz nach dem Geständnis hatte die Kammer den Mann aus der Untersuchungshaft entlassen. Ein Gerichtssprecher erklärt das mit der langen Dauer der Untersuchungshaft von mehr als 14 Monaten. Eine Untersuchungshaft dürfe nur in Ausnahmefällen länger als sechs Monate dauern. Jetzt ist Eduard M. verschwunden.

Festnahme im Juni 2022

Die Ermittler hatten Eduard M. Anfang Juni 2022 bei seiner Lebensgefährtin in Kreuztal (Kreis Siegen-Wittgenstein) mit Spezialkräften der Polizei festgenommen. Der damals stark berauschte Mann hatte sich gegen die Festnahme massiv gewehrt.

Vorangegangen waren umfangreiche Ermittlungen, die zu Eduard M. führten. Der heute 35-Jährige ist mehrfach vorbestraft und hatte bei seiner Festnahme mehrere geladene Waffen bei sich – unter anderem eine sowjetische Maschinenpistole.