Polizist nach Angriff von Diensthund in Hattingen verurteilt
Lokalzeit aus Dortmund. 18.09.2024. 02:36 Min.. Verfügbar bis 18.09.2026. WDR. Von Martin Wilger.
Polizist nach Angriff von Diensthund in Hattingen verurteilt
Stand: 18.09.2024, 16:10 Uhr
Der Hundeführer wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt. Er muss unter anderem Schmerzensgeld zahlen, weil sein Polizeihund eine Seniorin attackiert hatte.
Von Kyra Preuß, Martin Wilger
Der Weg in den Gerichtssaal – für Ursula Langefeld ein ganz schwerer Gang. Denn heute wird vor dem Amtsgericht Hattingen darüber verhandelt, ob ein Polizeibeamter den Angriff seines belgischen Schäferhunds hätte verhindern müssen. Denn der hatte im September vergangenen Jahres die Rentnerin unvermittelt angegriffen. Seit damals ist das Leben der 74-Jährigen schwer belastet. "Die Erinnerungen kommen immer wieder hoch, wie der Hund mich umgeworfen und gebissen hat", erzählt sie. "Auch nachts werde ich immer wieder davon wach".
Schäferhund hatte 74-Jährige schwer verletzt
Die 74-Jährige wurde von dem Polizeihund schwer verletzt
Passiert ist es auf einem Parkplatz in Hattingen. Die Seniorin wollte einen Brief aus ihrem Auto holen. Dann sah sie den Hund, und kurze Zeit später lag sie auf dem Boden. "Er hat mich in den Arm gebissen. Dann lag ich mit dem Gesicht nach unten auf der Erde und habe gespürt, wie er in meinen Kopf gebissen und mich an meinen Haaren gerissen hat". Die Attacke war nur kurz, aber mit schwerwiegenden Folgen. Unter anderem hatte der Schäferhund die Rentnerin halb skalpiert. Ihr musste Haut vom Oberschenkel auf den Kopf transplantiert werden. Außerdem hatte er ihr eine Fingerkuppe abgebissen.
Verteidiger: kein eigenes Verschulden des Polizisten
Doch warum ist es überhaupt zu dem Angriff gekommen? Möglicherweise hatte sich der Hund bedroht gefühlt. Dann, so hat er es gelernt, greift er an. Nur kurze Zeit später hatte ihn der Hundeführer schon zurückgezogen. "Mehr kann der Polizist nicht tun", argumentiert sein Verteidiger Prof. Klaus Bernsmann. "Wäre die Frau eine Autoknackerin gewesen, hätten die Menschen den Hund gefeiert".
Auf diesem Parkplatz wurde die Seniorin von dem Polizeihund angegriffen
Das sieht die Staatsanwaltschaft ganz anders. Ein Vorwurf: Das Tier wurde zu dem Zeitpunkt des Unfalls mit einer Flexleine gehalten, die dem Tier gut drei Meter Auslauf ermöglicht hat. Zu viel, fand das Gericht.
Polizist zu 2.000 Euro Schmerzensgeld verurteilt
Der Polizeibeamte wurde der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gesprochen. Er hatte die Sorgfaltspflicht verletzt hat.
Er muss unter anderem 2.000 Euro an die Geschädigte zahlen. Außerdem wurde er zu 40 Tagessätzen à 50 Euro verurteilt, die er aber nur zahlen muss, wenn er sich in den nächsten zwölf Monaten etwas zu Schulden kommen lässt. Dazu wartet auf ihn auch noch ein Disziplinarverfahren.
Der belgische Schäferhund ist mittlerweile außer Dienst gestellt.
Unsere Quellen:
- Amtsgericht Hattingen