Attacke in Duisburg: Täter griff offenbar gezielt eines der Opfer an
Stand: 20.04.2023, 19:26 Uhr
Nach der Attacke in einem Duisburger Fitnessstudio schwebt eines der vier Opfer noch immer in Lebensgefahr. Ein etwa 30-jähriger Verdächtiger befindet sich weiter auf der Flucht. Er hatte offenbar gezielt einen 21-Jährigen angegriffen.
Der Tatverdächtige soll am frühen Dienstagabend in dem Fitnessstudio in der Duisburger Altstadt um sich gestochen und vier Männer im Alter zwischen 21 und 32 Jahren schwer verletzt haben. Der mutmaßliche Angreifer soll die Opfer demnach in den Dusch- und Umkleideräumen attackiert haben.
Attacke offenbar gezielt gegen eines der Opfer
Die Attacke richtete sich nach Erkenntnissen der Ermittler "gezielt" gegen eines der Opfer, einen 21-jährigen Mann. Diesen aktuellen Ermittlungsstand teilte die Duisburger Mordkommission am Donnerstag mit. Der Mann sei bei dem Angriff mit einer Hieb- oder Stichwaffe sehr schwer verletzt worden und schwebe weiter in Lebensgefahr, so die Polizei.
Der etwa 30 Jahre alte Angreifer ist laut Polizei weiter auf der Flucht. "Wir tun alles dafür, dass das nicht mehr lange so bleibt", sagte ein Polizeisprecher. Es würden weiter Spuren im Studio gesichert und Gäste vernommen. Die Polizei werte auch Videoaufnahmen aus dem öffentlichen Raum aus - etwa von der Bus- und Straßenbahnhaltestelle Duisburg-Rathaus direkt gegenüber des Fitnessstudios.
Andere Opfer außer Lebensgefahr
Ermittelt werde auch weiterhin, ob der Mann die Tat geplant hatte oder sich die Attacke spontan aus einem Streit ergab. Die drei anderen Opfer im Alter von 24, 24 und 32 Jahren, die laut den Ermittlungen nicht direktes Ziel des Angriffes waren, sind außer Lebensgefahr.
"Zum Zeitpunkt der Tat haben sich da ungefähr 80 Mitglieder aufgehalten", so Staatsanwältin Jill McCuller. "Sie können sich natürlich vorstellen, dass es dann zu einer Panik gekommen ist und alle wild hin- und hergerannt sind. Und bei der ganzen Panik, die da geherrscht hat, können wir auch gar nicht sagen, wie der Täter entkommen konnte oder gar, in welche Richtung der Tatverdächtige dann geflohen ist." In dem Fitnessstudio gibt es laut McCuller keine Videoüberwachung.
Polizei veröffentlicht Täterbeschreibung
Die Polizei geht von einem männlichen Einzeltäter aus. Sie hat eine Beschreibung des mutmaßlichen Täters veröffentlicht und ein Hinweisportal im Internet freigeschaltet. Laut der Beschreibung ist der Angreifer etwa 30 Jahre alt, 1,80 Meter groß, von normaler Statur und südländischem Erscheinungsbild. Er habe einen schwarzen langen Vollbart gehabt, sei dunkel gekleidet gewesen und habe eine schwarze Kappe mit nach vorne gedrehtem Schirm getragen.
Die Polizei bittet um Hinweise von Zeugen auf dem Hinweisportal unter #DU1804. Es können dort auch Fotos und Videos hochgeladen werden.
Das Landeskriminalamt hat eine Anlaufstelle für Zeugenhinweise in der Fußgängerzone in der Nähe des Tatortes eingerichtet. Laut Staatsanwaltschaft wurde ein Verfahren wegen eines versuchten Tötungsdeliktes eingeleitet. Über ein mögliches Motiv oder nähere Hintergründe des Angriffs gibt es weiterhin keine Information.
Panische Flucht aus Gebäude
Das SEK und mehr als hundert Polizisten waren in Duisburg seit dem frühen Dienstagabend im Einsatz. Augenzeugen berichten von Opfern mit Stichwunden und Menschen, die panisch aus dem Gebäude flüchteten.
Später hieß es dann auf Twitter: "Nach aktuellem Stand hat eine Person mit einem Gegenstand andere Personen verletzt." Die Staatsanwaltschaft sprach am Mittwochmorgen von einer "Hieb- oder Stichwaffe".
Innenstadt war in Teilen gesperrt
Am Dienstag waren noch Teile der Duisburger Innenstadt abgesperrt. Mindestens zwei Polizeihubschrauber waren in der Luft. WDR-Reporter Ludger Kazmierczak berichtete, dass zwischenzeitlich Scharfschützen auf den Dächern gewesen seien und eine gespenstische Stille geherrscht habe.
Komiker Abdelkarim nicht betroffen
Am Mittwoch kursierte in sozialen Medien das Gerücht, auch der deutsch-marokkanische Komiker Abdelkarim sei von der Tat betroffen. Das dementierte Abdelkarim auf WDR-Anfrage.
Bei Instagram schrieb er dann, "ich habe das Fitnessstudio ca. 20 Minuten vor dem Angriff verlassen".
Bundestagspräsidentin bestürzt
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas reagierte geschockt auf die Attacke in Duisburg: "Schrecklich", schrieb die SPD-Politikerin am Dienstagabend bei Twitter. Bas vertritt als Bundestagsabgeordnete den Wahlkreis, in dem das Fitnessstudio liegt: "Meine Gedanken sind bei den Verletzten. Ich hoffe, dass die Einsatzkräfte die bedrohliche Lage bald aufklären können."
Betreiber der Fitnessstudio-Kette reagiert
Am späten Dienstagabend hat sich noch der Betreiber der Fitnessstudio-Kette zu Wort gemeldet. "Wir bedauern den Vorfall in unserem Club in Duisburg sehr und hoffen, dass die Opfer schnell wieder gesund werden", hieß es demnach in einer E-Mail auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
In das Fitnessstudio hinein kommen Kunden mit einer Chipkarte über ein Drehkreuz. Ob der oder die Täter das Drehkreuz übersprangen oder mit einer Karte Einlass bekamen, ist den Ermittlern der Staatsanwaltschaft noch nicht bekannt.