NSU-Urteil: Reaktionen aus Dortmund und Köln

Stand: 12.07.2018, 09:48 Uhr

  • Urteile ein wichtiger Schritt
  • Aufarbeitung soll weitergehen
  • Demos in Köln und Dortmund

Nachdem Beate Zschäpe am Mittwoch (11.07.2019) im NSU-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist, gibt es Reaktionen aus den betroffenen Städten in NRW. In Dortmund starb Mehmet Kubaşık 2006 in seinem Kiosk durch Kopfschüsse. In Köln wurden bei zwei Bombenanschlägen im Jahr 2004 mehr als 20 Menschen verletzt.

Nur ein erster Schritt

Die Tochter des Dortmunder Opfers Mehmet Kubaşık, Gamze Kubaşık, hält die Urteile für einen wichtigen Schritt. "Ich hoffe nun, dass auch alle weiteren Helfer des NSU gefunden und verurteilt werden", sagte sie am Mittwoch (11.07.2018) laut einer von ihren Anwälten verbreiteten Mitteilung. "Wenn das Gericht ehrlich ist, wird es auch noch sagen, dass Lücken geblieben sind. Solange diese Lücken bleiben, können meine Familie und ich nicht abschließen."

"Urteil stärkt Vertrauen in Rechtsstaat nicht"

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) zeigte sich ebenfalls kritisch: "Die Witwe, Elif Kubaşık hat einmal gesagt, wir gehen hier nicht weg, wir gehören hier hin. Ich hätte es gut gefunden, wenn das Vertrauen in diesen Rechtsstaat durch dieses Urteil gefördert worden wäre. Das ist unerfreulicherweise nicht passiert."

Iris Bernert-Leushacke (Linke) kritisiert, dass das Gericht der Trio-Theorie gefolgt ist und nicht von einer größeren Gruppe ausgeht - mit weit verzweigtem Netzwerk. "Das Urteil ist eine Ohrfeige für die Opfer", so Bernert-Leushacke.

Demos in Köln und Dortmund

In Dortmund hat das Bündnis "Kein Schlussstrich" am Mittwochabend (11.07.2018) einen Protestzug durch die Innenstadt organisiert. Mehr als 400 Teilnehmer von verschiedenen Verbänden und Vereinen, aber auch Privatpersonen wollten ein Zeichen für die Opfer des NSU setzen.

Zuvor hatte es auch in Köln eine Kundgebung gegeben. Trotz des Urteils im NSU-Prozess dürfe es keinen Schlussstrich bei der Aufklärung der Verbrechen geben, forderte die Initiative "Keupstraße ist überall". Gegenüber dem WDR äußerte sie, man sei davon überzeugt, dass die Terroristen auch in Köln Komplizen hatten, die ihnen halfen, den Nagelbombenanschlag vorzubereiten.

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Vollkommen im Dunkel sei in dem Gerichtsverfahren auch die Rolle des Verfassungsschutzes geblieben, so die Initiative. Wer allerdings künftig die Aufklärung über die Hintergründe der Terrorgruppe vorantreiben soll, ist bisher vollkommen offen.

Bei dem Nagelbombenanschlag vor 14 Jahren wurden 22 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Ein Geschäft wurde verwüstet, mehrere Ladenlokale und parkende Autos erheblich beschädigt.