Benimmregeln für die Ratsmitglieder in Kalkar

Lokalzeit aus Duisburg 04.09.2024 28:18 Min. Verfügbar bis 31.01.2025 WDR Von Laura Kasprowiak

Benimmkodex für Kalkars Stadtrat

Stand: 06.09.2024, 06:33 Uhr

Im Stadtrat von Kalkar soll bald ein Benimmkodex gelten. Der Haupt- und Finanzausschuss hat sich am Donnerstagabend dafür ausgesprochen. 

Von Ralf Lachmann

Die Teilnehmer im Haupt- und Finanzausschuss erlebten am Abend eine aufgewühlte Bürgermeisterin, eine kurze, aber kontroverse Diskussion, mehrere Enthaltungen bei der Abstimmung und sogar einen Fingerzeig zum Pressetisch. Von dort sei der Stadtrat ins falsche Licht gerückt worden, empörten sich Bürgermeisterin Britta Schulz und weitere Ratsmitglieder.

Ein Vorwurf, den der angesprochene Zeitungsjournalist aber nicht auf sich sitzen ließ.  

"Landesweiter medialer Hype – Zeitungsente“

"Als würde man im Stadtrat rumpöbeln", echauffierte sich Britta Schulz über einen Zeitungsbericht und das mediale Echo darauf. "Von Pöbeleien kann keine Rede sein - das ist eine Zeitungsente, die mich sehr geärgert hat!", sagte die Bürgermeisterin.

Sie räumte jedoch ein: Klar, sei es früher auch mal rauer in Sitzungen zugegangen. Indes hätte sich aber alles eingespielt, die 32 Ratsmitglieder kämen miteinander klar. Und damit das so bleibt, könne der Kodex doch nur hilfreich sein.

Ein Ratsherr meinte, landesweit habe Kalkar für Negativschlagzeilen gesorgt und dies - seiner Meinung nach - zu Unrecht. Dabei wies er hinten in den Ratssaal, auf einen Zeitungsreporter am Pressetisch.  

Lokalzeitungsjournalist sieht das anders

Der angesprochene NRZ-Journalist Andreas Gebbink, der über Jahre Kalkarer Ratssitzung miterlebt hat, sagte dem WDR

Es gab hier verdammt viele Sitzungen, wo man sich hier als Medienvertreter echt an den Kopf fassen muss, wie hier diskutiert wird. Und das wollen die jetzt alle nicht wahrhaben, weiß ich nicht, warum nicht. Andreas Gebbink, NRZ-Journalist

Aber man könne das ja dokumentieren. Schließlich sei man dabei und es sei im Archiv der NRZ auch nachzulesen.       

Kodex geht auf Körber-Stiftung zurück

Der Kodex für Kalkar ist der Körber-Stiftung entnommen. Sie sitzt in Hamburg und hat das Leitmotiv "Die Gesellschaft besser machen". Nach Angaben der Stiftung soll der Kodex für "eine gute Diskussionskultur in Gemeinderäten sorge." 

Darin steht zum Beispiel: Man solle sein Gegenüber und andere Meinungen respektieren, jeden ausreden lassen, sachlich bleiben, nicht diskriminieren und wahrheitsgemäß antworten.

Weil drei Ratsleuten in Kalkar dies zu selbstverständlich erschien, enthielten sie sich bei der Abstimmung.   

Benimm-Knigge für Politiker

Die Bürgermeisterin und ihre Verwaltung haben ihn im Stadtrat eingebracht. Und - so Schulz mit süßsaurer Mine - ein Gutes habe die landesweite Aufmerksamkeit immerhin gebracht. Mehrere andere Kommunen hätten im Kalkarer Rathaus schon angerufen und sich nach dem Kodex erkundigt.  

Damit der Kodex für alle Sitzungen gilt, muss der Stadtrat noch zustimmen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • NRZ-Journalist
  • Haupt- und Finanzausschuss Kalkar

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 06.09.24 im Hörfunk in der WDR2-Lokalzeit.

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