Landgericht Bochum

Prozess um Säuglingsmisshandlung in Herne

Stand: 31.07.2024, 12:41 Uhr

Ein Mann aus Herne soll sein fünf Wochen altes Baby so stark geschüttelt haben, dass es wohl bleibende Schäden behalten wird. Am Landgericht Bochum hat heute (31.7.2024) der Prozess gegen den 31-Jährigen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schwere Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen vor.

Von Thomas Becker

Der kleine Junge war genau 36 Tage alt, als er vor einem Jahr mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Bochumer Kinderklinik eingeliefert wurde. Die Diagnose: Blutergüsse im Gesicht und massive Blutungen im Gehirn. Das Baby musste intubiert und zeitweise künstlich beatmet werden. Die Ärzte konnten sein Leben retten, aber ganz erholen wird der Junge sich nie mehr von seinen Verletzungen.

Anklage: Vater wollte in Ruhe schlafen

Der Vater ist jetzt angeklagt. Heute Morgen wurde der 31-Jährige aus der Untersuchungshaft in den Gerichtssaal gebracht. Dort verweigerte er jede Aussage. Er soll dem Säugling am Morgen des 5. August 2023 ins Gesicht gegriffen und ihn fest geschüttelt haben, um ungestört weiterschlafen zu können. Laut Anklage soll die Mutter an dem Tag schon früh die Wohnung in Herne verlassen haben. Vereinbart war offenbar, dass der Vater das Kind bis zum Mittag betreut. Der soll allerdings erst wenige Stunden zuvor alkoholisiert nach Hause gekommen sein. Laut Staatsanwaltschaft fühlte er sich durch sein Baby gestört.

Prozess um Säuglingsmisshandlung in Herne

WDR Studios NRW 31.07.2024 00:40 Min. Verfügbar bis 31.07.2026 WDR Online


Entwicklung erheblich verzögert

Am Mittag übernahm dann die Uroma das Kind. Sie bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte und alarmierte die Mutter. Die junge Frau tritt jetzt im Prozess, stellvertretend für ihr Kind, als Nebenklägerin auf. Vom Vater habe die ausgebildete Krankenschwester sich längst getrennt, sagte ihre Anwältin Brigitte Hendricks dem WDR.

Der kleine Junge sei inzwischen, ein Jahr nach der Gewaltattacke, in seiner geistigen und körperlichen Entwicklung erheblich verzögert. Er sei bereits in Pflegestufe 2 eingestuft, so die Anwältin. Der Betreuungsaufwand sei so hoch, dass die Mutter auf Dauer nur halbtags werde arbeiten können. Aktuell bekomme der Junge eine sehr schmerzhafte Physiotherapie, die seine Fähigkeiten fördern soll. Für die Mutter sei das eine zusätzliche Belastung.

Die Aussagen der Angehörigen sind vor Gericht erst an einem späteren Prozesstag geplant. Dem Vater drohen im Falle einer Verurteilung mindestens drei Jahre Haft.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Bochum
  • Anwältin der Nebenklage