Flucht in die Türkei nach tödlichem Unfall: Verdächtiger noch nicht gefasst
Stand: 08.08.2024, 16:24 Uhr
Der 19-jährige Fahrer, der Ende Juni in Dortmund einen 11-Jährigen mit seinem Auto tödlich verletzt haben soll, war kurz danach in die Türkei ausgereist. Anders als angekündigt, scheint er am 7. August nicht zurückgekehrt zu sein. Die Staatsanwaltschaft fahndet jedenfalls weiter mit einem Haftbefehl gegen den Mann.
Von Jürgen Kleinschnitger, Philip Raillon
Kurz nach dem Unfall hatte die Staatsanwaltschaft Dortmund einen Haftbefehl gegen den 19-Jährigen beantragt, weil der mutmaßliche Unfall-Fahrer seine beiden Mitfahrer bedrängt haben soll, nicht gegen ihn auszusagen. Diesen Antrag auf Haftbefehl wegen Verdunkelungsgefahr aber lehnte das Amtsgericht Dortmund am Donnerstag (04.07.) ab. Die "Ruhr Nachrichten" hatten als erste darüber berichtet.
Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin Beschwerde beim Landgericht Dortmund ein und ergänzte den Antrag auf Fluchtgefahr. Denn es lagen da bereits Zeugenaussagen vor, dass der 19-Jährige vorhatte, in die Türkei zu fliegen. Am Freitag (05.07.) dann gab das Landgericht der Beschwerde statt und stellte einen Haftbefehl gegen den 19-Jährigen aus.
Anwalt: 19-Jähriger ist im Urlaub – nicht auf der Flucht
Doch schon am Tag zuvor – also am Donnerstag (04.07.) um 12.20 Uhr – ist der 19-Jährige in die Türkei geflogen. Das war problemlos möglich, weil bis dahin kein Haftbefehl gegen ihn vorlag.
Ob der 19-Jährige damit eine geplante Reise angetreten ist oder ob er verschleiern wollte, dass er am Steuer des Unfallswagens saß, konnte die Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt nicht mit Gewissheit sagen. "Wir gehen […] davon aus, dass seine Beteiligung an dem Unfall der Grund für seine Ausreise ist", so Staatsanwalt Henner Kruse am Sonntag auf WDR-Nachfrage.
Wenige Tage später meldete der Anwalt des 19-Jährigen sich dann. Dem WDR sagte er, dass sein Mandant am 7. August wieder zurückkehren werde und er sich aktuell auf einer geplanten Urlaubsreise befinde. Die Staatsanwaltschaft habe dieses Datum so genau nicht erfahren, sagten die Ermittler.
Doch am 7. August ist der Mann offenbar noch nicht wieder zurückgekehrt. Jedenfalls fahndete die Staatsanwaltschaft am Folgetag – dem 8. August – noch immer nach dem Dortmunder. Wenn er am Flughafen einreise, werde er sofort festgenommen, so der Dortmunder Oberstaatsanwalt Dombert. Auch für den Fall, dass er über den Landweg einreist, seien Maßnahmen ergriffen worden. Der Anwalt des Beschuldigten war für den WDR am Donnerstag, 8. August, nicht erreichbar.
Vorwurf: fahrlässige Tötung und illegales Autorennen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Fahrer des Unfallwagens fahrlässige Tötung und ein illegales Autorennen vor. Es soll Videoaufnahmen geben, auf denen der 19-Jährige als Fahrer zu erkennen ist.
Der junge Dortmunder war nach Ansicht der Ermittler am betreffenden Samstag (29.06.) mit hoher Geschwindigkeit in Dortmund über eine rote Ampel gefahren und hatte dabei den 11-Jährigen und seine Schwester angefahren. Am folgenden Donnerstag (04.07.) starb der Junge an seinen Kopfverletzungen. Seine Schwester liegt weiterhin im Krankenhaus.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Dortmund
- Anwalt des 19-Jährigen
- Ruhr Nachrichten