Faszientherapie gegen Depressionen - neue Studie in Witten

Lokalzeit aus Duisburg 06.03.2024 02:33 Min. Verfügbar bis 06.03.2026 WDR Von Kristin Trüb

Faszientherapie gegen Depressionen - neue Studie in Witten

Stand: 06.03.2024, 14:30 Uhr

Mit einer Studie will die Uni Witten/Herdecke herausfinden, ob sich eine Faszientherapie positiv bei depressiven Menschen auswirkt. Denn die Faszien sind bei depressiven Menschen steifer.

Von Kristin Trüb

Wenn man Faszien bei depressiven Menschen kurzzeitig mit einer Faszienrolle ausmassiert und dadurch wieder weicher macht, wird die Stimmung dieser Menschen für kurze Zeit besser. Das hat Prof. Dr. Johannes Michalak von der Uni Witten/Herdecke vor zwei Jahren festgestellt. In seiner aktuellen Studie will er herausfinden, ob diese Erkenntnis therapeutisches Potenzial hat. Dafür sucht er noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Faszien beeinflussen Beweglichkeit des Körpers

Prof. Dr. Johannes Michalak lächelt in die Kamera

Prof. Dr. Johannes Michalak will in seiner Studie herausfinden, ob Faszientherapie bei Depressionen hilft

Faszien sind Bindegewebsstrukturen, die den ganzen Körper umschließen, auch Muskeln und die inneren Organe. Früher hat man angenommen, es wäre ein passives Gewebe, das nur eine stützende Aufgabe hat. Prof. Dr. Johannes Michalak erklärt: "Heute wissen wir, es gibt sensorische Nervenenden, da können auch Reize verarbeitet werden und die können sich auch kontrahieren". Die Faszien beeinflussen außerdem, wie steif oder wie flexibel unser Körper insgesamt ist und wie wir uns bewegen.

Acht Wochen lang sollen nun Probanden Bewegungsübungen machen, um ihre Faszien aufzulockern. Das Team um Prof. Dr. Michalak beobachtet, inwieweit sich das Training auf die psychischen Symptome auswirkt.

Teilnehmerin fühlt sich leichter und beschwingter

Studienteilnehmerin Ulrike Haarmann lächtelt in die Kamera

Studienteilnehmerin Ulrike Haarmann fühlt sich nach den Faszienübungen etwas beschwingter

Ulrike Haarmann ist eine der Teilnehmerinnen. In depressiven Phasen fühlt sie sich schlapp. Sie hat Rückenschmerzen, Schmerzen in der Hüfte und im Schulterbereich. Das schlägt sich auch auf ihre Psyche nieder, sagt sie. Nachdem sie die Übungen gemacht hat, fühle sie sich etwas leichter und beschwingter.

Faszientherapie könnte depressiven Menschen helfen

Sollte sich das therapeutische Potenzial durch die Studie von Prof. Dr. Johannes Michalak bestätigen, könnte man damit vielen depressiven Menschen helfen. Er sieht diese Intervention aber nicht als einzige Behandlung für depressive Menschen: "Es ist vielleicht eine Facette. Es geht darum, an unterschiedlichen Stellen zu gucken, wie wir bestimmte Kreisläufe, die Leute in Depression festhalten, irgendwie durchbrechen können".

15 Probanden nehmen bisher an der Studie teil. 40 sollen es werden, damit die Ergebnisse aussagekräftig sind.

Unsere Quellen:

  • Prof. Dr. Johannes Michalak, Uni Witten/Herdecke
  • Ulrike Haarmann, Studienteilnehmerin

Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.03.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Dortmund.