Mehrere Menschen stehen vor einem Tunneleingang und halten ein Absperrband. Im Vordergrund sind Fotografen zu sehen.

"Unter dem Karst": Neuer Radweg zwischen Gevelsberg und Schwelm ist fertig

Stand: 17.03.2023, 18:01 Uhr

Zwischen Gevelsberg und Schwelm ist ein neuer Radweg eröffnet worden. Der "Radweg unter dem Karst" geht durch einen 700 Meter langen alten Eisenbahntunnel und man lernt dort viel über Gestein.

Von Daniel Chur

"Geil!" – das Wort benutzt Stefan Voigt an diesem Tag besonders oft: "Wir haben hier nicht nur einen geilen Fahrradweg, sondern auch eine geile Meile der historischen Geologie", sagt er. Der Ennepetaler ist weit über die Region bekannt als Höhlenforscher. Und: Er ist der Besitzer des Schwelmer Tunnels.

Acht Höhlen im Tunnel

Als Voigt diesen vor Jahren der Bahn abkaufte, hatte er das klare Ziel, in ihm zu forschen. Denn von dem Tunnel gehen ganze acht kleinere Höhlen aus. Zudem gibt es in und um den Tunnel Einblicke in die geologische Geschichte der Region. Wie eine Schneise durch die Felsen des Berges zwischen Gevelsberg und Schwelm zog sich die frühere Bahnstrecke. Das sollten auch Radfahrer und Fußgänger erleben, fand Voigt.

Stefan Voigt mit Bergbauhelm in der Kluterthöhle

Höhlenforscher und Tunnelbesitzer Stefan Voigt

"Du siehst hier verschiedene Kalksorten, du siehst uralte Korallenriffe und die Felsen hier sind ein richtiger Einblick in unsere Klimageschichte", so Stefan Voigt. Wer dies alles sehen und auch verstehen will, der muss sich ab sofort nur aufs Rad setzen und die drei Kilometer lange Radstrecke fahren. Überall am Weg gibt es nämlich Infotafeln zu den verschiedenen Gesteinen.

Umbau in Rekordzeit

Der Höhepunkt jedoch ist der alte Schwelmer Tunnel. Der wurde in einer Rekordzeit von neun Monaten komplett für den Radverkehr ausgebaut. Die Beleuchtung im Tunnel ist energiesparend und soll auch den Fledermäusen helfen. Denn durch Sensoren geht sie nur an den Stellen an, wo gerade jemand fährt oder läuft. Sonst bleibt's dunkel.

Dass man hier mit Behörden und Naturschützern einen Kompromiss gefunden hat, einen Tunnel mit Fledermäusen für den Radverkehr freizugeben, ermutigt den Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi. Der möchte nämlich schon länger einen weiteren alten Bahntunnel in seiner Stadt zur Radstrecke umbauen.

Konflikt um weiteren Tunnel

Der Silscheder Tunnel – schon seit Jahren wäre dies buchstäblich der Durchbruch zwischen dem Ruhrtal und dem Bergischen Land. Wer jetzt versucht, zum Beispiel vom Ruhrtalradweg zur Nordbahntrasse in Wuppertal zu radeln, der muss in Gevelsberg über einen hohen Berg mit schlecht ausgebauten Radwegen.

"Um in das Ruhrtal zu kommen, muss man bislang eine 14-prozentige Steigung überwinden", so Jacobi. "Und Familien mit Kindern können diese Anstrengung kaum bewältigen, auch ältere Menschen nicht. Wir werden alles dafür tun, wir werden auch alles notwendige Geld in die Hand nehmen, um eine wirklich artenschutzgerechte, ökologiekonforme Lösung hinzubekommen."

Ein Radweg zwischen Felswänden

Schilder entlang der Strecke informieren über das Gestein

Ob das wirklich passieren wird, wird sich zeigen. Ein aktuelles Gutachten der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis weist den Tunnel als eines der wichtigsten Fledermausquartiere in der Umgebung aus.

Felsen bewusst ohne Sicherungen

Zurück zum Schwelmer Tunnel: Die Einweihung am Freitag wurde zu einem regelrechten Volksfest. Alle möglichen Radelnden aus den Nachbarstädten kamen vorbei, um die neue Strecke zu testen. Viele schwärmten vom Tunnel, aber auch von den malerischen Bachläufen am Rande oder den massiven Felsgesteinen.

Die fertige Strecke zieht übrigens auch Forscher an, berichtet Stefan Voigt: "Letzte Woche war hier noch eine internationale Riffforschertagung und übernächste Woche kommt das Fraunhofer Institut für Geothermie." Der Tunnel hat buchstäblich vieles freigesetzt.

Über dieses Thema berichten wir am 17.03.2023 in bei WDR 2 im Radio und im Fernsehen in der Lokalzeit.