Statt der erwarteten 800 Teilnehmer waren geschätzt etwa 80 Menschen zu der Demo gekommen, die ein selbst ernannter Rechtspopulist angemeldet hatte. Etwa 3.000 Menschen haben sich nach Schätzungen eines WDR-Reporters zu Gegendemonstrationen versammelt. Die Polizei sprach von mehreren tausend Teilnehmern.
Beide Demozüge sind am Samstagnachmittag ungefähr zeitgleich im Aachener Ostviertel gestartet und zogen Richtung Hauptbahnhof - nicht weit voneinander entfernt, jedoch ohne auf der Strecke aufeinander zu treffen.
Am Bahnhof Rothe Erde sind die Teilnehmer der Rechtsaußen-Demo losgezogen, die unter dem Motto "für Recht und Ordnung, gegen Linksextremismus und politisch motivierte Gewalt" angemeldet wurde. Veranstalter ist Ferhat Sentürk, der früher AfD-Mitglied in Aachen war und sich heute selbst als Rechtspopulist bezeichnet. Die Polizei sprach von einer Teilnehmerzahl im unteren dreistelligen Bereich. Ein WDR-Reporter vor Ort zählte rund 80 Personen.
Am Abend gab es am Aachener Hauptbahnhof eine Abschlusskundgebung der Demo gegen Rechts. Mit dabei war auch Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Sie sagte, sie sei stolz auf Aachen. Die parteilose Politikerin war 2020 zur Oberbürgermeisterin gewählt worden.
Rechtsextreme Gruppen trommeln im Netz für Kundgebung
Demozug setzt sich in Bewegung
Im Netz haben im Vorfeld diverse rechtsextreme Gruppierungen Interesse für die Veranstaltung gezeigt - und damit Sorgen geschürt, dass Neonazis durch Aachen ziehen und eine Veranstaltung der queeren Community ins Visier nehmen könnten, die am Abend im Autonomen Zentrum stattfindet. Denn in unmittelbarer Nähe sollte der Demozug enden. Der Streckenverlauf war jedoch in Absprache von Polizei und Veranstalter geändert worden. Demo-Initiator Sentürk selbst hatte in sozialen Medien zu einer friedlichen Veranstaltung aufgerufen.
Gegendemo, Menschenkette und weitere Protestaktionen
In Aachen fanden zahlreiche Protestaktionen statt, unter anderem vom Bündnis "Wir sind Aachen". Nach Angaben der Veranstalter lautet das Motto der Protestaktionen: "Neonazis in Aachen? Nicht mit uns!".
Aachener zeigen Flagge gegen Rechts
Der Verein Rainbow hat zu einer Menschenkette aufgerufen, die von 18 Uhr bis 3 Uhr morgens die rund 100 Meter vom Hauptbahnhof bis zum Autonomen Zentrum schützen soll. Damit soll laut Organisatoren erreicht werden, dass sich queere Menschen auf dem Weg vom Hauptbahnhof zum Veranstaltungsort sicher fühlen können.
42.000 unterzeichnen Online-Petition gegen rechtsextreme Demo
Schon im Vorfeld hatte die von Sentürk angemeldete Demo hohe Wellen geschlagen. Mehr als 42.000 Menschen haben eine Petition mit dem Titel "Gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch am 18.01.2025 in Aachen" unterzeichnet. In der Petition heißt es, man rechne damit, dass die Demo gewaltbereite Rechtsextreme und Neonazis aus ganz Deutschland anziehen könnte, und sehe die Sicherheit von queeren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund gefährdet.
Polizei mit Großaufgebot, Autofahrer müssen mit Verkehrsbehinderungen rechnen
Protestierende zünden Pyrotechnik
Die Polizei ist mit vielen Kräften vor Ort gewesen. Sie hielt verschiedene Lager der Demonstranten mithilfe von Absperrungen voneinander fern. Es kam zu einzelnen Flaschenwürfen aus der Menge. Demonstrierende, die auf das Dach einer Bushaltestelle geklettert waren, riefen "Nazis raus" und zündeten Pyrotechnik.
Linke Demonstranten hatten aus einer Sitzblockade Pyrotechnik auf Polizisten geworfen. Dabei gab es keine Verletzten. Festnahmen gab es nicht.
In der Aachener Innenstadt, im Ost- und Frankenberger Viertel mussten sich Autofahrer während der Demos auf Verkehrsbehinderungen einstellen. Auch der Verkehrsbetrieb ASEAG erwartete erhebliche Störungen des Busverkehrs.
Unsere Quellen:
• WDR-Reporter vor Ort
• Polizei Aachen
• ASEAG
• Rainbow Aachen e.V.
• Bündnis "Wir sind Aachen"
• Instagram-Seite von Ferhat Sentürk