Steckdose und Heizungsthermostat mit Geldscheinen

Dortmunder Stromanbieter: Betrogene Kunden bekommen Geld zurück

Stand: 02.07.2024, 13:08 Uhr

Ein Millionen-Skandal erschüttert den Dortmunder Stadtwerke-Konzern. Die Billigstrom-Tochter "stadtenergie" soll seinen Kunden in wenigen Jahren 36 Millionen Euro vorenthalten haben und muss jetzt zahlen.

Von Kay Bandermann

Mindestens 74 Millionen Euro Schaden soll die Billigstrom-Tochter "stadtenergie" in wenigen Jahren verursacht haben, davon allein 36 Millionen, die den 30.000 bundesweiten Kunden des Online-Anbieters vorenthalten wurden. Gestern Abend hat der Aufsichtsrat entschieden, dass "stadtenergie" das Geld an seine Kunden zurückzahlen muss.

Seit gut zwei Jahren beschweren sich in Kundinnen und Kunden der "stadtenergie" regelmäßig in einschlägigen Verbraucherforen. Von "Betrug" ist da die Rede, von "Abzocke" und nicht nachvollziehbaren Abrechnungen und Zahlungsplänen. Mittlerweile ist klar, warum.

Wochenlange Recherchen der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) förderten zutage: Die Verbrauchsdaten der Strom- und Gaskunden wurden so gefälscht, dass diese meistens hohe Nachzahlungen leisten mussten. Der Bericht spricht von Manipulationen und Rechtsverstößen.

Kunden betrogen: Gefälschte Daten und zu hohe Rechnungen

"stadtenergie" gilt als Lieblingskind von Stadtwerke-Chefin Heike Heim. Sie war zuvor Vorstandsvorsitzende der Versorgungs-Tochter DEW21 und hatte in dieser Zeit das neue Geschäftsfeld eröffnet.

Als „digitales Schnellboot“ sollte "stadtenergie" bundesweit neue Kunden gewinnen. Doch die Firma hatte hohe Anlaufverluste. Allein in den ersten drei Geschäftsjahren waren es über 22 Millionen Euro. Weil diese anders nicht auszugleichen waren, versuchte "stadtenergie", sich das Geld von den Kunden durch überhöhte Abschlagszahlungen reinzuholen.

Vollständige Aufklärung und Erstattung für Kunden

Die verantwortlichen Manager der "stadtenergie" wurden inzwischen gefeuert und haben das Unternehmen verlassen. Neue Kunden werden nicht mehr angenommen, den bisherigen wird eine lückenlose Untersuchung und vollständige Erstattung versprochen.

Gleichzeitig ist die Staatanwaltschaft Dortmund eingeschaltet. Ein Sprecher teilte dem WDR mit, man kooperiere mit den Prüfern der DEW21 und werde die firmeninternen Untersuchungen abwarten.

Stuhl der Stadtwerke-Chefin wackelt

Der Skandal dürfte Folgen für Stadtwerke-Chefin Heike Heim haben, die erst vor anderthalb Jahren vom kommunalen Versorger DEW21 an die Spitze des Gesamtkonzerns DSW21 wechselte.

Der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) wollte Heim auf diesem Posten und setzte sie trotz einiger Gegenstimmen im Aufsichtsrat durch. Jetzt zweifeln nicht nur die seinerzeitigen Gegner von Heim, etwa in der CDU, ob die 53-Jährige noch zu halten ist.

Erdgas zu teuer eingekauft?

Bei ihren Recherchen deckten die Prüfer noch weitere Ungereimtheiten auf. Offenbar hat die DEW21 unter Heim in der Hochpreisphase des Erdgases 2022 langfristige Verträge mit Lieferanten abgeschlossen, obwohl Experten damals davor warnten und zu kurzfristigen Kontrakten rieten. Das ist einer der Gründe, warum die DEW21-Gaskunden derzeit im Bundesvergleich relative hohe Preise zahlen. 

Dortmunder Stromanbieter: Betrogene Kunden bekommen Geld zurück

WDR Studios NRW 02.07.2024 00:49 Min. Verfügbar bis 02.07.2026 WDR Online


Unsere Quellen

  • DEW21
  • Staatsanwaltschaft Dortmund