Bildungsbericht Ruhr: Massive Defizite bei Bildung im Ruhrgebiet
02:27 Min.. Verfügbar bis 18.12.2026.
Bildungsbericht Ruhr: Massive Defizite bei Bildung im Ruhrgebiet
Stand: 18.12.2024, 17:30 Uhr
Große unterschiede zwischen den einzlenen Stadtteilen: Bei der Betreuung und Förderung von Kindern im Vorschulalter gibt es im Ruhrgebiet massive Defizite. Das geht aus dem aktuellen Bildungsbericht des Regionalverband Ruhr hervor. Darin beleuchtet er die Bildungssituation in der Region von Kitas bis zu Hochschulen.
Von Andrea Groß
Der Ausbau der Kitaplätze hat mit dem Bevölkerungszuwachs im Ruhrgebiet nicht Schritt gehalten, so das Fazit der Bildungsstudie, die der Regionalverband Ruhr nach 2012 und 2020 zum dritten Mal vorgelegt hat. Die Zahl der Fünfjährigen, die in einer Kita betreut und gegebenenfalls auch gefördert werden können, hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast halbiert.
Weniger Betreuung für Vorschulkinder
In manchen Kommunen wird nur jedes sechste Kind im Vorschulalter in einer Kita betreut. Die Auswertung von Schuleingangsuntersuchungen hat ergeben, dass vor allem Kinder aus schwierigen Verhältnissen häufig keinen Kitaplatz bekommen, obwohl ihnen das besonders gut täte, erklärt der Verband.
Als Grund dafür, dass es nicht noch mehr Kitaplätze gibt und dadurch gerade Kinder aus benachteiligten Familien besser gefördert werden, machen die Studienautoren den Fachkräftemangel verantwortlich. Etwa ein Drittel der Grundschulen seien sogenannte Schulen in herausfordernder Lage mit einer Sozialindexstufe von mindestens sechs auf einer Skala von eins bis neun. An diesen Schulen fehle es an Fachkräften, um die zunehmend heterogene Schülerschaft angemessen zu unterrichten.
Die finanziellen Handlungsspielräume in den Ruhrgebietsstädten seien allerdings aufgrund von Altschulden besonders eng. „So können sogenannte freiwillige Leistungen wie Schulsozialarbeit, Sprachförderung und qualitätsvolle Angebote im Ganztag nicht in ausreichendem Maße finanziert werden“, so der RVR.
Mehrheit der Achtklässler an Hauptschulen kann nicht genug Deutsch
Ein massives Defizit im Vergleich zum Rest von Nordrhein-Westfalen machen die Studienautoren im Ruhrgebiet auch bei den Schulkindern aus. Das ziehe sich quer durch alle Fächer, Schulformen und Kompetenzfelder. Zum Teil habe das "erschreckende Ausmaße": So erreiche mehr als vier Fünftel der Achtklässler, die einen Schulabschluss anstreben, nicht die Mindestanforderungen im Fach Deutsch.
Dabei gelinge die Vermittlung von Basiskompetenzen an Schulen in benachteiligten Lagen deutlich schlechter als an Schulen in bessergestellten Gebieten. Schüler würden die Mindestanforderungen bei standardisierten Tests in den Bereichen Lesen und Mathematik verfehlen, insbesondere Schüler aus sozial benachteiligten Familien, heißt es.
Defizite auch bei Hochschulen und Weiterbildung
Aber nicht nur Klein- und Schulkinder geraten in den Fokus des RVR. Im Bildungsbericht wird das gesamte Spektrum von frühkindlicher Bildung in der Kita bis hin zu Hochschule und Weiterbildung im Erwachsenenalter betrachtet. An den Volkshochschulen kritisiert der Bericht, dass ihnen der Umstieg auf digitale Formate nicht besonders gut gelungen sei. Dadurch werde der Rückgang der Teilnehmerzahlen seit der Corona-Pandemie noch verstärkt.
Auch die Hochschulen müssen sich besser aufstellen. Der demografische Wandel hat schon jetzt starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Besonders der Mangel an qualifizierten Kräften in den mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Berufen kann trotz aller Bemühungen nicht gedeckt werden.
"Viele dieser Herausforderungen lassen sich nur durch sektor-, kommunen- und organisationsübergreifende Kooperation und Kollaboration bewältigen, denn die Gestaltung gerechter Bildungschancen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", hieß es in dem Bericht. RVR-Regionaldirektor Garrelt Duin betonte, Ziel sei ein leistungsfähiges und chancengerechtes Bildungssystem. "Dazu brauchen wir das Land als verlässlichen Partner an unserer Seite."
Unsere Quelle:
- Bildungsbericht Regionalverband Ruhr