Kino-Randale bei "Creed III": Steckt ein TikTok-Trend dahinter?

Stand: 06.03.2023, 14:00 Uhr

In einem Essener Kino haben Jugendliche während einer Creed III-Vorstellung randaliert. Die Polizei musste ausrücken, der Film wurde abgebrochen. Auch in viele anderen Kinos gab es Probleme - offenbar wegen TikTok.

Rumfliegendes Popcorn, Zuschauer, die über Sessel steigen und nachgestellte Box-Kämpfe vor der Leinwand. In vielen Kinos in NRW kam es am Wochenende zu tumultartigen Szenen während der Vorstellung von "Creed III - Rockys Legacy".

Polizei muss Kinosaal räumen

Laut Cineplex Deutschland waren fast alle Standorte in NRW betroffen, den wohl größten Vorfall gab es in Essen. Demnach war die Stimmung in dem Saal dermaßen hochgekocht, dass die Mitarbeiter des Kinos den Film abbrachen.

Alle Besucher der Filmvorführung sollten daraufhin den Kinosaal verlassen, was die meisten auch taten. Rund 40 Besucher allerdings weigerten sich. Die Mitarbeiter verständigten die Polizei, die dann den Saal räumen ließ.

Kinofilm in Essen nach Randale abgebrochen

WDR aktuell 05.03.2023 00:55 Min. Verfügbar bis 05.03.2025 WDR 2


Cineplex Deutschland reagiert auf Kino-Randale

Geschäftsführer Kim-Ludolf Koch sagte dem WDR, dass die Cineplex-Kinos nach den ersten Randalen am Freitagabend Security-Teams vor die Kinosäle gestellt haben, dabei wurden auch Taschenkontrollen durchgeführt. Bei den Durchsuchungen fanden die Sicherheitsleute zum Teil Schlagringe, Messer oder andere kleinere Waffen.

Koch sagte außerdem, dass man eine Erhöhung der Altersbeschränkung des Filmes erreichen will. Derzeit liegt sie bei zwölf Jahren, der Kinobetreiber Cineplex hat bei Warner Brothers beantragt, dass die Beschränkung auf 16 hochgesetzt wird. Denn viele der Randalierer am Wochenende waren wohl zwischen zwölf und 15 Jahre alt. Die Erhöhung des Mindestalter sei aber schwierig umzusetzen.

TikTok-Trend vermutet

Die Polizei vermutet, dass hinter der Aktion ein aktueller Trend auf der Social-Media-App TikTok stecken könnte. Bei dem würden Personen in Kinosälen ein so wörtlich "derart asoziales Verhalten" zeigen, dass Filme am Ende abgebrochen werden müssten, so wie es am Samstagabend in Essen schließlich auch passiert war.

Die Polizei spricht in diesem Zusammenhang von "angehenden Social-Media-Stars" und "Möchtegern-Influencern", die solche Aktionen provozieren würden. Tatsächlich finden sich auf TikTok auch Videos, die offensichtlich den Vorfall zeigen.

Polizei appeliert an TikTok-Nutzer

Da der Vorfall offensichtlich keine strafrechtlichen Konsequenzen zu haben scheint, liegt es wohl nun am Kinobetreiber, gegen die Störer vorzugehen. Möglich, so die Polizei, seien "zivilrechtliche Schadenersatzansprüche". Der Betreiber Cinemaxx wollte sich dazu zunächst nicht äußern. In einem Schreiben an den WDR hieß es aber: "Die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeitenden hat für uns oberste Priorität, so dass wir uns hier zum Abbruch der Vorstellung entschieden haben."

Die Polizei appelliert unterdessen, diesem TikTok-Trend nicht zu folgen. Neben dem Vorfall in Essen war es am Wochenende zu weiteren Aktionen in einem Kino in Bremen gekommen. Dort musste sowohl am Freitag als auch am Samstag ein Film beendet werden. In dem Kino sei es nach Handgreiflichkeiten sogar zu mehreren Festnahmen gekommen.

Film sorgt auch in Kleve für Ärger

Darüber hinaus scheint "Creed III" auch auf anderen Ebenen für Stress zu sorgen. Ein Kino in Kleve hat jetzt die Online-Reservierungen für den Film gestoppt, da es, wie auf der Homepage zu lesen ist, zuvor "unzählige Fake-Buchungen" gegeben hatte. Bei einer Vorführung des Films am Freitagabend seien zudem im Saal zahlreiche Getränke- und Popcorn-Becher ausgeschüttet worden.

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Ob hinter den Vorfällen in Kleve auch der TikTok-Trend steht, ist unklar.

Was ist mit den Unbeteiligten?

Unbeteiligten, die aufgrund der Randale den Film nicht oder nur zum Teil sehen konnten, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW auf WDR-Anfrage, das Gespräch mit dem Kino zu suchen. Dieses könnte die Besucher mit Gutscheinen oder Tickets für eine andere Vorstellung des Films entschädigen, auch wenn das Kino für die Vorfälle nicht verantwortlich ist. Gleichzeitig könnten die Kinobetreiber von den Verursachern Schadensersatz verlangen.

Über dieses Thema berichten wir auch in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen am 06.03.2023 ab 18.45 Uhr.