Hochbetrieb im Duisburger Krematorium

Lokalzeit aus Duisburg 21.03.2024 03:58 Min. Verfügbar bis 21.03.2026 WDR Von Sara Wendhack

Asche zu Asche – Alltag im Krematorium

Stand: 20.03.2024, 07:30 Uhr

Das Essener Krematorium ist altersbedingt derzeit nicht betriebsfähig. Auch die Duisburger Einäscherungsanlage stieß zuletzt an ihre Kapazitätsgrenze. Ein Blick hinter die Kulissen.

Von Sara Wendhack

Thomas Lewen darf den Knopf an der Wand eines architektonisch schlicht gehaltenen Raumes wieder drücken. Nachdem die Anlage sieben Monate saniert wurde, öffnet sich jetzt eine Brennkammer. Ein Sarg aus Kiefernholz fährt auf einer Metallschiene hinein.

Dann schließt sich die Luke wieder. Gleiches eine Minute später an der zweiten Brennkammer. Flammen lodern heraus, "die Temperaturen steigen jetzt auf 760 Grad an", sagt Thomas Lewen und eilt dann zu seinem Monitor, um die Werte in der Anlage zu überwachen.

Särge stehen vor den Brennkammern im Krematorium Duisburg

Särge stehen vor den Brennkammern

Lewen ist technischer Leiter im Krematorium Duisburg und für den reibungslosen Ablauf an den zwei Öfen verantwortlich. "Die Bezirksregierung hat auch Zugang zu dem Rechner, um zu sehen, ob wir irgendwelche Verletzungen bei den Emissionswerten machen. Das kann bei sehr schweren, adipösen Personen passieren. Oder auch bei Kleidung aus Polyester.“

Der Prozess der Einäscherung

Brennofen der Einäscherungsanlage im Duisburger Krematorium

Blick in den Brennofen der Einäscherungsanlage

Im Durchschnitt dauert es eineinhalb Stunden, bis eine Kremierung abgeschlossen ist. Lewen zeigt auf ein Guckloch im Ofen. "Man kann hier alles sehen und zugucken. Die Anlage ist wie aus einem Science-Fiction Film." Die Filteranlage erstreckt sich über zwei Etagen und wird von Thomas Lewen als Wunderwerk der Technik beschrieben.

"Hier gehen die Abgase durch einen Abgaskanal, in einen Abgaskühler und dann durch einen Filter, wo Dioxine, Furane, Quecksilber, alles was so in einem Körper ist, aufgefangen wird.“

Es geht vorbei an dicken Rohren und Metallkammern, bis Lewen eine Klappe öffnet, hinter der die eingeäscherten Reste eines Verstorbenen liegen. Außerdem werden hier auch künstliche Gelenke sowie die Reste von Operationen aussortiert. "Jetzt gehe ich damit zum Asche-Sortiertisch“. Hier werden die groben Knochenreste von den Überresten des Sarges sortiert.

Ein Mann steht vor einer großen Maschine mit vielen Rohren

Thomas Lewen vor der Einäscherungsanlage

"Das sind jetzt Edelmetalle, Tackernadeln, Schrauben und Diverses. Jede dritte Kremierung ist eine Hüfte oder Knie.“ Nachdem die Asche in der Mühle feingemahlen ist, schüttet Lewen sie in die Urne. Abschließend legt er darauf noch den feuerfesten Schamottstein mit der Registriernummer des Toten, um die Urne dann zu verschließen.

Ein Ort für Tote aus dem ganzen Ruhrgebiet

Draußen auf dem Hof des Krematoriums herrscht reger Verkehr. Bestatter aus dem ganzen Ruhrgebiet laden Verstorbene aus ihren Leichenwagen und schieben die Särge in die Kühlkammern.

Ein Bestatter ist bereits das zweite Mal heute hier, hat zwei Verstorbene angeliefert und möchte jetzt nach der Kremierung die Asche von vier Menschen für die Beisetzungen wieder mitnehmen. Thomas Lewen hilft ihm beim Verladen der Urnen. Jetzt, nachdem die Filteranlage hier in Duisburg saniert wurde, können Lewen uns sein Team bis zu 8.000 Einäscherungen pro Jahr durchführen.

Lewen arbeitet bereits 25 Jahre hier und er liebt seinen Job. Nur mit nach Hause nehmen dürfe man davon nichts, sagt er und geht zurück an seinen Monitor. Heute wird er wie in jeder Schicht zwischen zehn und zwölf Kremierungen durchführen.

Unsere Quellen:

  • Wirtschaftsbetriebe Duisburg
  • Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichtete der WDR am 19.03.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Duisburg.

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