Übung gegen Tierseuchen: Ennepe-Ruhr-Kreis simuliert Ausbruch einer Vogelgrippe

Lokalzeit aus Dortmund 29.04.2024 03:48 Min. Verfügbar bis 29.04.2026 WDR Von Martin Wilger

Übung gegen Tierseuchen: Ennepe-Ruhr-Kreis simuliert Ausbruch einer Vogelgrippe

Stand: 29.04.2024, 17:10 Uhr

Der Ennepe-Ruhr-Kreis hat am Montag den Vogelgrippe-Ernstfall geprobt. Dabei wurde simuliert, wie die Behörden damit umgehen, wenn zum Beispiel tote Wasservögel Hinweise auf ein Influenza-Virus geben.

Von Helge Rosenkranz

Ausgangspunkt war der Kemnader See in Bochum. Das Szenario: Am Morgen haben Spaziergänger tote Vögel am Ufer des Sees entdeckt. Sie alarmieren die Feuerwehr, und die gibt die Meldung widerum an den Ennepe-Ruhr-Kreis weiter. Die Nachricht erreicht das Kreishaus in Schwelm, dort wird die Amtstierärztin aktiv.

Mehrere Personen in grünen Schutzanzügen befinden sich in einem Wald.

Der Kreis geht von einer Geflügelpest aus, und fängt an zu suchen: Wo können sich die Vögel angesteckt haben? Die Amtstierärztin vermutet den Ursprung in einer Vogel-Auffangstation in Hattingen.

Proben werden von Gummi-Enten entnommen

Dann startet eine Routine, die schon lange abgesprochen ist. Erste Proben vom Kot und aus den Schnäbeln der "verendeten" Vögel werden genommen und an ein Speziallabor geschickt. In der Großübung sind das natürlich keine echten Wasservögel - der Kreis hilft sich mit Gummi-Enten aus, die die DLRG mit Booten aus dem Kemnader See in der Nähe des Hafens Heveney in Bochum fischt.

Mehrere Personen in weißen Schutzanzügen sitzen in einem Boot auf einem Fluss.

Übung unter realen Bedingungen

Eine Wildvogel-Auffangstation gibt es in Hattingen wirklich. Sie hat auch schon Wildvögel auf dem Kemnader See ausgewildert. Das Szenario ist also durchaus realistisch. Deshalb haben auch Mitarbeiter der Wildvogel-Auffangstation mitgemacht. Mit Plastik-Schutzanzügen und Schutzbrillen haben sie demonstriert, wie man überhaupt die Wildvögel einzeln einfängt. "Da muss jedes Tier einzeln beprobt werden", erzählt Buck. "Die Proben kommen  dann in die Virologie und dann wissen wir ganz genau, ob es sich überhaupt um die Geflügelpest handelt, oder welchen Erreger wir hier haben." 

Betroffene Betriebe und Haushalte isolieren

Die Proben sind schnell ausgewertet. Ist der Befund positiv, lässt Amtstierärztin Dr. Bettina Buck die Vogel-Auffangstation isolieren. "Dann informiere ich alle Geflügelhöfe in der Gegend, rufe auch Haushalte an, die zum Beispiel privat Hühner halten." Dann folgt die wohl schwierigste Entscheidung: Müssen Vögel "gekeult", also getötet werden, oder reicht es, die Fundorte abzusperren?

Die Höfe könnten zum Beispiel Wannen mit Desinfektionsmitteln an den Eingängen aufstellen. Wichtig: Das Virus darf sich auf keinen Fall ausbreiten und ganze Vogel-Populationen befallen. Als allerletztes Mittel, wenn es sich wirklich um einen gefährlichen und hoch ansteckenden Erreger handelt, werden die Tiere mit einer Giftspritze oder mit Kohlendioxid getötet.

H5N1-Virus kann für Menschen gefährlich werden

Die WHO hat in den vergangenen 20 Jahren rund 2.300 Fälle gezählt, in denen die Vogelgrippe sich auch auf Menschen übertragen hat. Das Problem: Das H5N1-Virus mutiert gerne. Wenn Menschen viel Kontakt mit Geflügel haben, beispielsweise auf einem Geflügelhof, und ein anderes Virus kommt hinzu, dann können sich auch Menschen mit diesem Influenza-Virus anstecken. In den USA gibt es einen Fall. Dort wurde ein Vogelgrippe-Virus auf Rinder übertragen und dabei gab es auch Ansteckungen bei Menschen - glücklicherweise mit milden Symptomen.

Virus nicht nur durch Zugvögel übertragbar

Ein weiteres Problem: "Wir müssen auch zugeben, dass in dieser Wildvogel-Population das Virus mittlerweile endemisch ist, das ist hier angekommen", betont Buck. Es sei nicht mehr so, dass nur Zugvögel das Virus nach Deutschland bringen. "Wir haben das in den Populationen drin." Das sei nicht so schlimm, sagt Buck, wenn es niedrig-pathogen, also wenig ansteckend bleibt. Ganz verschwinden würde das Virus aber nicht so bald.

Übung ist Pflichtprogramm für Städte und Kreise

Solche Übungen wie am Kemnader See gehören per Gesetz für alle Großstädte und Kreise zur Pflicht-Routine. Jährlich. Das muss nicht immer so aufwändig sein wie an diesem Montag in Schwelm. "Es reicht auch, wenn zum Beispiel Mitarbeiter der Verwaltung für solche Fälle geschult werden." An der Übung heute waren im Ennepe-Ruhr-Kreis bis zu 100 Menschen beteiligt - von der Kreisverwaltung bis zur DLRG. Darüber hinaus wird derzeit auch an einer Impfung gegen die Vogelgrippe gearbeitet. Erste Impfstoffe werden laut Buck in den Niederlanden getestet, sind in der EU bisher aber noch nicht zugelassen.

Übung gegen Tierseuchen: Ennepe-Ruhr-Kreis simuliert Ausbruch einer Vogelgrippe

WDR Studios NRW 29.04.2024 00:39 Min. Verfügbar bis 29.04.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Ennepe-Ruhr-Kreis
  • WDR Reporter vor Ort