Anthony Simon steht auf dem Oberhausener Bahnhofsvorplatz und redet ganz offen über sich und seine Geschlechtsidentität - und welche Probleme sie mit sich bringt. Obwohl er erst 19 ist. Er will deutlich machen, warum der internationale Tag gegen Homophobie, Biphobie, Interphobie und Transphobie wichtig ist und mit anderen dagegen ein Zeichen setzen.
Der junge Erwachsene erzählt, er habe schon in seiner Kindheit gemerkt, dass er sich in seinem Körper nicht wohl fühlt. Anthony ist trans. Er wurde als Mädchen geboren. Aber Anthony ist ein Mann. Er wusste mit 12, dass er ein Junge ist.
Anthony Simon aus Oberhausen engagiert sich gegen Homophobie
"Das was ich damals erlebt hab, macht es anderen leichter, ihren eigenen Weg und ihre eigene Identität zu leben", sagt Anthony Simon heute. Er engagiert sich in Oberhausen für mehr Akzeptanz und ist deshalb auch beim Aktionstag am Mittwoch dabei.
Diskriminierung und Ausgrenzung ist Alltag
Anthony hat damals keine leichte Kindheit. Seine Familie und sein Umfeld nehmen ihn nicht ernst. Warum will er ein Junge sein? Ganz offen beschreibt er, wie es ihm ging. Er schläft schlecht, will nichts essen und ist aggressiv. In seiner Pubertät hat er sogar Suizid-Gedanken.
Mit zwölf Jahren sieht Anthony im Fernsehen eine Reportage über Transsexualität. "Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mir war plötzlich klar: Ich bin ein Junge." Seiner Familie fällt es schwer, das zu akzeptieren.
Auch in der Schule erlebt Anthony Grenzen. Jahrelang muss er sich im Sport-Unterricht in der Mädchen-Umkleide umziehen. Obwohl es eine leer stehende Umkleide gibt, die er hätte nutzen können.
Auch Lehrerinnen und Lehrer machen immer wieder Bemerkungen zu Anthonys Transsexualität. Dass auf seinem Zeugnis schließlich Anthony steht, muss er sich hart erkämpfen. Sogar die Bezirksregierung wird eingeschaltet.
Betroffene wünschen sich mehr Akzeptanz
Anthony Simon ist mit solchen Erfahrungen nicht allein. In Oberhausen engagieren sich viele Einrichtungen dafür, dass Menschen akzeptiert werden, die mit ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität aus der Norm fallen.
Spielerisch geht es um queere Themen
Auf dem Bahnhofsvorplatz in Oberhausen haben mehrere Jugend-Einrichtungen Info-Stände aufgebaut. In zwei kleinen Wohnmobilen können Interessierte ganz unbefangen und in intimer Atmosphäre Fragen stellen. An einem Glücksrad gibt es Fragen zur Queer-Community.
Pascal Jaculy arbeitet als Sozialarbeiter für "No Name". Das ist eine Einrichtung für queere junge Menschen. Er selbst ist queer und hat schon oft Ausgrenzung erlebt. In Oberhausen beteiligt er sich deswegen auch an den Aktionen.
Auch während des Aktionstages kommt es zu einer diskriminierenden Situation. Ein Fahrradfahrer fährt vorbei und ruft: "Schwuchtel".
Pascal Jaculy von der Einrichtung "No Name"
"Leider Alltag", sagt Pascal Jaculy und zuckt mit den Schultern: "Ich wünsche mir, dass auch nicht-queere Menschen klare Kante zeigen und sich zu Vielfalt bekennen." Der Sozialarbeiter setzt darauf, dass jeder so sein kann, wie er ist.
Auch gesetzliche Gleichberechtigung ist notwendig
Auch auf der politischen Ebene müsse sich noch viel tun, sagen Betroffene. Anthony Simon wünscht sich, dass trans Menschen nicht mehr zu einem Gutachter müssen, wenn sie sich operieren lassen wollen. Ein Selbstbestimmungsgesetz würde helfen, sagt er.
Es gibt noch viele Baustellen. Zum Beispiel sollte mehr aktzeptiert werden, dass gleichberechtigte Paare genauso Kinder adoptieren dürfen wie heterosexuelle Paare, findet Pascal Jaculy. Das sei in der Gesellschaft aber noch nicht wirklich angekommen und es gebe noch Vourteile.
Über das Thema berichten wir heute im WDR Fernsehen: Lokalzeit Ruhr, 19.30 Uhr.