"Endlich einer, der sich für uns einsetzt". Stolz trägt Michael Blankenburg ein Foto des GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky vor sich her. Er und sein Dortmunder Kollege Markus Schröder sind Weselsky-Fans. Beide sind Lokführer. Beide sind stinksauer auf die Bahn.
Kurze Ruhezeiten für Lokführer
Markus Schröder fährt ICE und erzählt von seinem Alltag: "Letzte Woche sollte meine Schicht 11 Stunden 40 Minuten dauern. Wegen der ganzen Verspätungen war mein Arbeitstag erst nach fast 14 Stunden vorbei". Die Mindest-Ruhezeit zwischen zwei Schichten von elf Stunden habe er gerade einhalten können: "Nachhause fahren, essen, duschen, wieder zur Arbeit fahren. Da schaffst du keine acht Stunden Schlaf".
Kaum Zeit für Frau und Kinder
Markus Schröder und Michael Blankenburg, Lokführer aus Dortmund.
Hinter den beiden Dortmundern steht Christian Schmuhl, Lokführer bei der DB Cargo in Hagen: "Arzttermine brauch' ich gar nicht machen. Die kann ich sowieso nicht einhalten", ärgert er sich: "Wegen der Verspätungen hab' ich schon mehrfach Termine absagen müssen". Wegen der Wechsel-Schichten sehe er seine Frau, die ebenfalls berufstätig ist, und seine Kinder viel zu wenig.
"Wir gehen auf dem Zahnfleisch"
Sven Schmitte, der Vorsitzende der GDL in NRW spricht ihnen aus dem Herzen: "Wir sind überlastet. Wir gehen auf dem Zahnfleisch", ruft er den etwa 250 Teilnehmern der Streikkundgebung in Dortmund zu. Noch nie hätten so viel Lokführer die Bahn verlassen. Wegen der Belastung. Sagt Lokführer Schmitte, der bei der DB Regio in Essen gelernt hat, mittlerweile aber für die Gewerkschaftsarbeit freigestellt ist.
"Die 35-Stunden-Woche muss kommen", sagt er. Mit 18 anderen Bahn-Unternehmen habe die Gewerkschaft den Einstieg in die Reduzierung der Arbeitszeit bereits beschlossen. Die DB weigert sich noch. Aber Schmitte ist überzeugt: "Wir werden die Bahn in die Knie zwingen".
Streik kann lange dauern
Die Unterstützung der Lokführer Blankenburg, Schröder und Schmuhl hat er. Sie sind bereit, lang zu streiken. Der aktuelle Streik endet Montag, 18 Uhr.
Zuletzt machten Gerüchte die Runde, die GDL könne sich einen langen Streik finanziell nicht leisten. Schmitte widerspricht: "Wir können den Streik lange durchhalten".
Unsere Quellen:
- GDL
- Reporter vor Ort