Die Wiehltalbrücke

Rückblick: Tanklaster stürzt vor 20 Jahren von der Wiehltalbrücke 

Stand: 26.08.2024, 06:00 Uhr

Es ist ein Unfall, der vieles verändert hat. Ein Mann stirbt, die Brücke wird gesperrt, Anwohner entgehen knapp einer Katastrophe.

Von Markus Schmitz

Im August 2004 bewegt eine Nachricht die Republik. Es ist der schwere Unfall im beschaulichen Wiehl im Oberbergischen Kreis.

Die Bilder sind dramatisch. Eine riesige Rauchwolke steigt in den Himmel. Menschen rennen umher. Schreie sind zu hören. Es sind Aufnahmen, die unmittelbar entstehen, nachdem ein Tanklaster von der Brücke in die Tiefe gefallen ist. Der Transporter fängt Feuer. Der Fahrer hat keine Chance.

Kurz vor dem Unfall: Fahrer ruft seine Lebensgefährtin an

Gedenkstein für den Verstorbenen

Gedenkstein für den Verstorbenen

Unweit der Unfallstelle ist ein Gedenkstein errichtet worden. Unter einem Baum, der Schatten spendet, ist der Name des bei dem Unfall getöteten Fahrers zu lesen. Er kam kurz vor seinem 35. Geburtstag ums Leben.

Sein Lkw wurde damals von einem Auto gerammt. Der Pkw kam ins Schleudern, daraufhin musste der Lkw-Fahrer ausweichen. Der Transporter zog nach rechts, durchschlug die Absperrung der Brücke und stürzte dann etwa 30 Meter in die Tiefe. Der Mann konnte sich nicht mehr aus dem Führerhaus befreien. Der Lkw geriet in Brand.

Unfallverursacher ohne Führerschein

Diesen dramatischen Unfall hatte ein junger Mann ausgelöst, der ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss zu schnell mit dem BMW auf die Brücke fuhr. Der Fahrer des Pkw hatte nach der Kollision seinen Bruder angerufen. Der Bruder hatte sich daraufhin als Fahrer ausgegeben, doch dieses Lügengebilde fiel schnell in sich zusammen, weil der eigentliche Fahrer direkt an der Unfallstelle gefilmt wurde und der Bruder erst später zur Unfallstelle kam.

"Hätte noch viel schlimmer kommen können"

Werner Becker-Blonigen

Werner Becker-Blonigen

Der damalige Bürgermeister von Wiehl, Werner Becker-Blonigen, erinnert sich jetzt, 20 Jahren nach dem Unglück, an den 26.08.2004. Unter den vielen Eindrücken von damals ist ihm auch noch präsent, dass der Fahrer damals, kurz vor dem Unfall, seine Lebensgefährtin angerufen hatte.

Der Mann habe damals der Freundin gesagt, dass seine Tour so gut wie beendet sei und er bald zum Mittagessen kommen würde. "Alle haben sich gefreut, und dann kommt diese Nachricht."

Gefängnisstrafe für Unfallverursacher

"Wenn der Tanklaster nicht unter die Brücke, sondern in Richtung des Dorfes gefallen wäre, wären weitere Menschen zu Schaden gekommen, Häuser in Brand geraten", sagt Becker-Blonigen.

Von diesem Tag an begann für die Bewohner der Region und auch für die Autofahrer eine Geduldsprobe. Die Brücke wurde in beide Richtungen gesperrt, die wichtige Autobahn 4 unterbrochen. Autos und Lkw quälten sich über Monate durch die Umgehungsstraßen. Eine Belastung für die Menschen, sagt der ehemalige Wiehler Bürgermeister. Letztendlich wurde die Brücke mit viel Aufwand und Kosten umgebaut. Der Unfall ging als einer der Teuersten in die Geschichte der Bundesrepublik ein.

"Absolut verantwortungslos"

Ein Jahr nach dem Unfall verkündete das Amtsgericht in Gummersbach das Urteil gegen den Fahrer, der den Unfall verursacht hatte. Ein Jahr und zehn Monate Haft ohne Bewährung. Das Gericht sprach von einem "absolut verantwortungslosen" und "kaltblütigen" Unfallverursacher, der unter Drogeneinfluss ein "ganzes Bündel von Fehlern" begangen habe.

Der Gedenkstein neben der Brücke ist gepflegt, Blumen und eine Kerze sind hergerichtet. Werner Becker-Blonigen sagt, dass die Bewohner der Umgebung sich nach wie vor an den zu Tode gekommenen Lkw-Fahrer erinnern. Man habe die Krise damals mit viel Zusammenhalt bewältigen können. Alle haben sich solidarisiert, sagt er, dafür könne man im Nachhinein nur dankbar sein.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichten wir auch im Fernsehen am 26.08.2024 in der Lokalzeit aus Köln.

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