WDR5-Stadtgespräch: Pegel Null – wenn dem Rhein im Sommer das Wasser fehlt

Stand: 23.09.2022, 18:58 Uhr

Es war der trockenste Sommer seit langem. Ein Sommer der Rekorde: Rekordhitze, -Sonnenscheinstunden und -niedrigwasser. Der Rhein schrumpfte vom mächtigen Strom zum gerade noch befahrbaren Flüsschen. Das Thema im WDR5-Stadtgespräch am Donnerstagabend in Duisburg-Baerl.

Beispiel Emmerich: Mitte August sank der Pegel hier auf Null. Es ist nicht mehr genug Wasser im Fluss, um den Pegelbrunnen zu erreichen. Nur noch in der Fahrrine für die Binnenschifffahrt fließt das Wasser. So etwas war selbst für den Experten von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung neu.

Niedrigwasser so früh wie nie

Martin Wolters arbeitet schon lange bei der Verwaltung in Emmerich. 2018 hat er schon einmal extremes Niedrigwasser erlebt. Sieben Zentimeter waren es damals. Null und weniger, so wie in diesem Sommer, hat er noch nie erlebt.

Das Niedrigwasser war nicht nur extrem, es kam auch so früh wie noch nie. Normalerweise fällt der Pegel erst im Spätsommer oder Herbst auf Tiefstwerte. Im Juli und August so wenig Wasser im Fluss sei eine Folge des Klimawandels, da sind sich Wetterforscher sicher. Zu wenig Regen und Schnee im Winter und abschmelzende Gletscher sind der Grund für das fehlende Wasser.

Extreme Lage für die Industrie

Kaum noch Wasser unterm Kiel bedeutet für die Binnenschifffahrt extreme Einschränkungen. Höchstens noch ein Drittel der sonst üblichen Ladung können die Schiffe dann transportieren. Also müssen für dieselbe Menge Fracht gleich drei Schiffe fahren.

Folge für Wirtschaft und Industrie: Lieferungen kommen nur zum Teil oder viel später oder gar nicht. Binnenschiffer und Industrie fordern, den Rhein zu vertiefen.

Rheinvertiefung – lange geplant, nie gemacht

Pläne für die Rheinvertiefung gibt es schon lange. Begonnen wurde das Projekt aber nie. Zu wenig Personal, zu teuer, zu aufwendig sind die Argumente der verantwortlichen Politiker. Das kann so nicht weitergehen, sagt Jens Schwanen vom Bundesverband der Binnenschifffahrt. Die Politik müsse endlich handeln, denn Dürresommer wie dieses Jahr würden wiederkommen.

Umweltschützer fordern andere Lösungen

Den Rhein zu vertiefen, sei nicht die richtige Lösung. Er werde damit zu einer Art Kanal, was noch mehr Probleme schaffe. So sehen es die Umweltschützer. "Der Rhein ist nicht nur eine bedeutende Wasserstraße, er ist als einer der großen europäischen Ströme mit seinen naturnahen Ufer- und Auenbereichen auch von herausragender Bedeutung für die dort existierenden, natürlichen Lebensgemeinschaften unserer Flüsse", sagt NABU-Experte Klaus Markgraf-Maué. Eine Rheinvertiefung führe nur zu noch mehr Konzentration des Wassers auf die Flussmitte. Besser wäre etwa, neue Binnenschiffe zu nutzen, die weit weniger Tiefgang haben.

Mehr dazu im WDR5-Stadtgespräch am 22. September von 20.04 Uhr bis 21.00 Uhr im Rheinblick in Duisburg-Baerl. Der Eintritt ist frei. Wir übertragen das WDR5-Stadtgespräch am Donnerstagabend auch ab 19.55 Uhr im Livestream auf www.wdr.de.