Jesuskind vor einem Altar in der Kirche.

Wie wurde Jesus weiß? - Theologin fordert Auseinandersetzung mit Rassismus

Stand: 19.07.2022, 16:56 Uhr

Die Kirche muss sich nach den Worten der Wuppertaler Theologin Sarah Vecera mit Rassismus auch in den eigenen Reihen beschäftigen.

Die Kirche muss sich nach den Worten der evangelischen Theologin Sarah Vecera mit Rassismus auch in den eigenen Reihen beschäftigen. "Bei Rassismus und Kirche liegt die Schwierigkeit vor allem darin, dass Kirche sich klar gegen Rassismus positioniert, aber sich nicht selbstkritisch in den Blick nimmt", sagte Vecera in einer neuen Ausgabe des Podcasts. Wenn aber heutzutage über Rassismus gesprochen werde, dann als ein strukturelles Problem. Von diesem Problem seien alle betroffen, auch die Kirche, sagte Vecera von der Vereinten Evangelischen Mission Wuppertal, Autorin des Buches "Wie ist Jesus weiß geworden? Mein Traum von einer Kirche ohne Rassismus".

Mehr Selbstkritik innerhalb der Kirche gefordert

Sarah Vecera

Sarah Vecera, Theologin

Äußerungen, wonach Rassismus Sünde sei und sich die Kirche dagegen stelle, führten leicht dazu, sich selbst als Christinnen und Christen außerhalb des Systems zu betrachten und davon auszugehen, dass es innerhalb der Kirche keinen Rassismus gebe. "Das wiederum führt dazu, dass wir uns nicht selbstkritisch in den Blick nehmen, sondern uns klar positionieren gegen diejenigen, die sich auch selbst als Rassist:innen definieren", betonte die Theologin.

Theologin: Menschen nehmen Andere als Fremde wahr

Struktureller Rassismus sei etwa im Bildungssystem, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt und in Institutionen zu beobachten. "Das hat damit zu tun, dass wir Menschen als die Anderen, die Fremden wahrnehmen. Das sind Menschen, die eben nicht weiß sind, aber doch deutsch sind, aber dann doch irgendwie als weniger deutsch wahrgenommen werden", so Vecera. Es gebe sehr viele "Menschen of Color", die die Kirche verlassen hätten oder für die Kirche unattraktiv sei, weil sie ihre Lebenswirklichkeit "zu wenig bis gar nicht in den Blick nimmt".

Rassismus oft wie unsichtbar

Rassismus sei oft geradezu unsichtbar für weiße Menschen, so die Theologin. Sie würden diese vermeintlichen Kleinigkeiten nicht bemerken und auch nicht wahrhaben wollen, "weil wir so sehr daran glauben, dass wir in der Kirche ein besserer Ort sind als die Welt da draußen." Die Theologin sagte, sie beobachte aber auch eine positive Entwicklung in Debatten. Seit zwei Jahren werde in der Gesellschaft - aber auch in der Kirche - offen über Rassismus diskutiert. Das sei ein enormer Fortschritt.