Mahnmal für Zugunglück in Radevormwald

Stand: 15.02.2023, 15:59 Uhr

In Radevormwald hat NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer den Gedenkstein für die Opfer des Zugunglücks von 1971 offiziell eingeweiht. Damals waren 46 Menschen ums Leben gekommen.

Von Lutz Polanz

Es war am 27. Mai 1971 ein Schock für die Radevormwalder, als ein Güterzug mit einem Schienenbus kollidierte. Die ganze Stadt trauerte um die vielen Toten. Das Unglück konnte nie restlos aufgeklärt werden. Der Gedenkstein an der Unglücksstelle soll künftig als Ort der Erinnerung und der Trauer für die Hinterbliebenen dienen.

Besser spät als nie

Die Idee für den Gedenkstein an der Unglücksstelle entstand erst anlässlich des 50. Jahrestages 2021. Die Deutsche Bahn gab daraufhin den Auftrag, den bis dahin schwärzesten Tag in der Eisenbahngeschichte der Bundesrepublik mit einem Mahnmal für die zahlreichen Opfer zu würdigen.

Eine ganze Stadt trauerte um die 46 Toten

Eine ganze Stadt trauerte um die 46 Toten

Besser spät als nie, sagen Überlebende des Unglücks, wie Monika Zierden. Als 14-jährige überlebte sie den Zusammenstoß mit dem Güterzug nur, weil sie im zweiten Waggon des Schienenbusses ganz hinten saß.
46 andere starben, darunter 41 Mitschülerinnen und Mitschüler der Radevormwalder Geschwister-Scholl-Schule, die auf der Heimfahrt von einem Schulausflug nach Bremen waren. An der Beerdigung nahmen Tausende Menschen teil, auch der damalige Bundeskanzler Willy Brandt.

Nie ganz aufgeklärt

Der Fahrdienstleiter im Bahnhof Dahlerau hatte nach eigenen Angaben ein Haltesignal für den Güterzug gegeben, doch die Zugbesatzung ging davon aus, das Signal zum Weiterfahren bekommen zu haben. Was der Wahrheit entsprach, konnte nie geklärt werden. Der Fahrdienstleiter starb nur wenige Wochen später bei einem Verkehrsunfall.

Nur noch ein Trümmerhaufen: Der Schienenbus

Nur noch ein Trümmerhaufen: Der Schienenbus

Offiziell heißt es seitdem, dass menschliches Versagen die Katastrophe verursacht habe. Fest steht: Der Schienenbus war am Abend des 27. Mai 1971 außerplanmäßig mit der Schülergruppe unterwegs. Die zwei Schulklassen der Geschwister-Scholl-Schule hatten einen Tagesausflug nach Bremen unternommen. In einer unübersichtlichen Kurve der eingleisigen "Wuppertal-Bahn" stießen die Schienenfahrzeuge dann zusammen. Der Triebwagen des Schienenbusses wurde dabei völlig zerquetscht.

Kollektives Trauma - Zeitzeugen erinnern sich

Die Aufräumarbeiten - noch heute ein Trauma für die Retter

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Eckhard Knorz von der Freiwilligen Feuerwehr in Radevormwald war damals bei den Rettungskräften, die auch aus Wuppertal und Remscheid herbei eilten. Der heute 84-jährige musste die Toten bergen, unter anderem den jungen Fahrer des Schienenbusses. Der Anblick der Toten hat ihn bis heute nicht ganz losgelassen.

Lehrer Eberhard Müller, der wenige Monate nach dem Unglück an die Geschwister-Scholl-Schule kam, berichtet, es sei nie offen über die Katastrophe gesprochen worden, eine Bewältigung des kollektiven Traumas habe nicht stattgefunden.

Das bestätigt auch Monika Zierden. Erst dreißig Jahre später habe ihr Lebensgefährte sie ermuntert, über die Katastrophe zu sprechen. Seitdem gehe es ihr besser.

Ein Unglück mit Konsequenzen

Der Gedenkstein an der Unglückstelle zwischen Wuppertal-Beyenburg und Radevormald-Dahlerau soll nun der Ort werden, an dem Freunde und Hinterbliebene um die Opfer der Zugkatastrophe trauern können, sagt NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer.

Nach dem Unglück habe es zahlreiche Verbesserungen für die Sicherheit im Zugverkehr gegeben. Ob Änderungen an Stellwerken, die breitflächige Einführung eines Zugfunks oder Änderungen an der Signaltechnik. Daran werde selbstverständlich weiter gearbeitet, berichtet auch Werner Lübbering, Konzernbeauftragter der Deutschen für Bahn für Nordrhein-Westfalen auf der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Zugunglücks.

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