Das Landgericht Köln von außen.

Prozessstart in Köln: Mann soll Ex-Freundin und Sohn ermordet haben

Stand: 13.07.2022, 09:16 Uhr

Kurz vor dem Beginn des Prozesses hat der Vater der Frau mit dem WDR gesprochen. Sein Leben hat sich am 14.11.2021 für immer geändert, sagt er.

Von Markus Schmitz

Diese Gewalttat hat viele Menschen weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus schockiert. Eine junge Frau und ihr Sohn sind tot. Erstochen mit einem Schnittwerkzeug, wie die Polizei später sagt. Ihre Körper finden Rheinschiffer und Spaziergänger im Rhein. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter beginnt vor dem Kölner Landgericht.

Kurz vor dem ersten Prozessstag sitzt Esrin Seyhun auf seinem Sofa. Er ist der Vater von Derya und der Großvater von Kian. Für den 56-Jährigen hat sich Mitte November vergangenen Jahres das Leben für immer verändert. Esrin Seyhun hat uns eingeladen. Wir dürfen mit ihm über das unfassbare Geschehen sprechen. Darüber, dass seine Tochter und sein Enkel, wie er sagt, ermordet wurden. Es wird ein sehr emotionales Interview.

Plötzlich standen acht Polizistinnen und Polizisten vor der Tür

Esrin Seyhun erinnert sich an den 14.11.2021. Es ist ein Sonntag. Er hatte sich darüber gewundert, dass seine Tochter nicht auf seine Meldungen per Handy reagiert hatte. Das sei ungewöhnlich gewesen. Er habe sich aber nicht viel dabei gedacht. Als Esrin Seyhun uns diesen Moment beschreibt, wird seine Stimme leiser und er sagt:

"Die Gesichter sagten mir, da ist was schlimmes passiert." Esrin Seyhun
Der Vater des Opfers

Am darauffolgenden Morgen allerdings greift Esrin Seyhun sein Handy. Er liest die Nachricht, dass am Niehler Hafen die Leiche einer jungen Frau gefunden wurde. Er habe sofort "Gänsehaut" bekommen. Er habe zu seiner anderen Tochter gesagt, dass jetzt "nur noch fehlt, dass die Polizei kommt". Als Esrin Seyhun uns diesen Moment beschreibt, wird seine Stimme leiser und er sagt: "Eine halbe Stunde später klingelte es und dann kamen acht Beamte die Treppe hoch. Die Gesichter sagten mir, da ist was schlimmes passiert."

Leiche des Enkels in Köln-Worringen gefunden

Einen Tag, nachdem Rheinschiffer die Leiche der Frau in Niehl entdeckten, werden Spaziergänger bei Worringen auf den toten Körper des vier Jahre alten Jungen aufmerksam. Schnell ist klar, dass der Junge der Sohn der Frau ist.

Die Polizei kommt unmittelbar auf die Spur des Tatverdächtigen - den jetzt Angeklagten - und nimmt ihn fest. Wie die Staatsanwaltschaft rekonstruiert hat, wollte der Angeklagte verhindern, dass bekannt wird, dass er der Vater des Jungen ist. Der mutmaßliche Täter stand mit seiner neuen Freundin kurz vor der Hochzeit. Er wollte auch, so der Vorwurf, Unterhaltszahlungen verhindern.

"Der Albtraum wird nie vorbei sein"

Bis zum Tode wird ihn die Tat, der Schmerz und die Erinnerungen, sagt Esrin Seyhun. Die Toten seien bestraft worden, sie hätten das Privileg zu leben nicht mehr. Seine Tochter beschreibt er als sehr sozial eingestellt. Sie habe vieles für ihre Umgebung, für Freunde und Familie getan. Vielleicht sei der Prozess ein Abschluss. "Der Albtraum wird aber nie vorbei sein."

Der Prozess ist auf insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt. Esrin Seyhun wird ihn als Nebenkläger begleiten. Der Angeklagte hat zwei Verteidiger. Laut Gericht sind fast 40 Zeugen geladen. Ein Urteil könnte im September gesprochen werden.

Über das Thema berichtet die WDR Lokalzeit aus Köln am 13.07.2022 auch im WDR Fernsehen und im Hörfunk auf WDR 2.