Die Eschweiler Fußgängerzone nach der Explosion.

Prozess nach Explosion in Eschweiler - Vater beschuldigt Sohn

Stand: 06.12.2023, 12:50 Uhr

Im Prozess um die Explosion in einem Wohn- und Geschäftshaus in Eschweiler hat der angeklagte Vater seinen Sohn am Mittwoch (06.12.2023) schwer belastet. Beide sind unter anderem wegen versuchten Mordes in 13 Fällen angeklagt.

Von Thomas Wenkert

Am ersten Prozesstag am Landgericht Aachen betonte der 56-jährige Angeklagte seine Unschuld und beschuldigte seinen mitangeklagten Sohn. Der 22-jährige soll die Explosion in der Eschweiler Innenstadt vorsätzlich verursacht haben. Der Sohn schweigt bislang zu den Vorwürfen.

Hat angegeklagter Vater von der Tat gewusst?

Der Verteidiger des Vaters, Rainer Dietz, ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt: „Es wirft ihm auch keiner vor, bei der eigentlichen Tatausführung dabei gewesen zu sein. Die Anklage sagt, er war das Familienoberhaupt. Er hat Autorität. Keiner macht was gegen seinen Willen oder ohne seinen Willen. Und daraus folgert man, er wird dann schon die treibende Kraft gewesen sein. Die Beweishaftnahme wird das nicht belegen.“

Im Mittelpunkt des Prozesstages standen auch die komplizierten Familienverhältnisse. So gab der Vater an, mit drei Frauen in Aachen, Essen und Bielefeld verheiratet zu sein. Er und sein Sohn seien außerdem drogenabhängig.

Mutmaßliche Täter wollten Versicherung kassieren

Die Eschweiler Fußgängerzone nach der Explosion.

Die Eschweiler Fußgängerzone wenige Tage nach der Explosion

Sherwan und Karsan K. sollen für die Explosion eines Wohn- und Geschäftshauses in der Eschweiler Innenstadt im März verantwortlich sein. Weil das von ihnen geführte Bekleidungsgeschäft schlecht lief, sollen die Angeklagten einen perfiden Plan ausgeheckt haben: Um eine Versicherungssumme in Höhe von 100.000 Euro zu kassieren, wollten sie eine Gasexplosion vortäuschen.

Literweise Brandbeschleuniger benutzt

Am 30. März 2023 gegen 19.30 Uhr soll Karsan K. 13 Liter Brandbeschleuniger im gesamten Ladenlokal verteilt haben. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass er etwa zwei Stunden später ein oder mehrere Bekleidungsstücke anzündete, das Ladenlokal verließ und davon fuhr.

Vier Minuten später erschütterte eine massive Explosion die Innenstadt von Eschweiler.

Trümmerteile flogen meterweit

Die Explosion war in einem Radius von mehreren Kilometern zu hören. In dem Geschäfts- und Wohnhaus hielten sich zum Zeitpunkt der Detonation neun Menschen auf.

15 Menschen wurden verletzt, einige lebensgefährlich, darunter auch ein Baby. Einige Opfer mussten monatelang im Krankenhaus behandelt werden.

Explosion verursacht Millionenschaden

Es ist allein dem Zufall geschuldet, dass keine weiteren Personen erheblich verletzt wurden oder durch die Tat, insbesondere umherfliegende Gebäudeteile, Glas- oder Metallsplitter tödliche Verletzungen erlitten”, heißt es in der Anklageschrift.

Durch die Detonation wurden 28 Immobilien, fünf Autos sowie die Ware von zwölf angrenzenden Geschäften zerstört. Der Sachschaden wird von der Staatsanwaltschaft auf rund 2,3 Millionen Euro beziffert. Das Explosionshaus ist bis heute nicht bewohnbar.

Urteil im Januar

Den beiden Angeklagten wird unter anderem 13-facher versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen und besondere schwere Brandstiftung vorgeworfen. Das Urteil soll am 5. Januar fallen. 

Unsere Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Aachen
  • Feuerwehr/Polizei
  • Beobachtung des Gerichtsprozesses

Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.12.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Aachen und im Radio auf WDR 2. 

Versuchter Mord in 13 Fällen - Prozess nach Explosion in Eschweiler

00:48 Min. Verfügbar bis 06.12.2025