Auftakt im Prozess um Anlagebetrug in Millionenhöhe - Angeklagter bestreitet Betrugsabsicht

Lokalzeit aus Düsseldorf 14.03.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 14.03.2026

Prozess um Anlagebetrug in Millionenhöhe - Angeklagte bestreiten Betrugsabsicht

Stand: 18.03.2024, 17:47 Uhr

Vor mehr als drei Jahren war ein bandenmäßiger Anlagebetrug mit dem Rückbau von Kernkraftwerken aufgeflogen. In der vergangenen Woche hat vor dem Landgericht Krefeld der Strafprozess gegen die mutmaßlichen Täter begonnen. Am zweiten Prozesstag haben die Angeklagten vor dem Landgericht Krefeld jede Betrugsabsicht bestritten.

Von Martin Höke

Die vier Angeklagten mit ihren Verteidigern

Die vier Angeklagten mit ihren Verteidigern

Angeklagt sind drei Männer aus Krefeld und Kaarst im Alter von 44 bis 67 Jahren. Hauptangeklagter ist ein 61-jähriger Kerntechniker aus dem bayrischen Kirchheim (bei Würzburg). Laut Anklage hatten sie in der Zeit zwischen September 2016 und Oktober 2019 knapp 100 Anleger dazu gebracht, rund drei Millionen Euro in eine Beratungsfirma aus Krefeld zu investieren. Den Opfern wurde vorgemacht, das Unternehmen sei auf den Rückbau von Kernkraftwerken spezialisiert und besitze ein Patent zur Umnutzung der Kraftwerke.

Patent sollte angeblich 230 Millionen Euro einsparen

Die ominöse Firma trug den Namen des 51-jährigen Angeklagten. Er war damals Geschäftsführer und wohnt inzwischen in Bayern. Den Anlegern wurde erzählt, dass die Nutzung des Krefelder Patents beim geplanten Rückbau der Meiler Einsparungen bis zu 230 Millionen bringe. Außerdem, so die Staatsanwältin, wurde behauptet, die Firma sei im Gespräch mit großen Energieversorgern wie E.ON und Preussen Elektra sowie der Bundesregierung.

Prozess um Anlagebetrug mit Kraftwerksrückbau in Millionenhöhe

WDR Studios NRW 14.03.2024 00:40 Min. Verfügbar bis 14.03.2026 WDR Online


Rund 100 Anleger sahen eine gute Anlagemöglichkeit und überwiesen Beträge zwischen einmalig 5.000 und oder in mehreren fünfstelligen Tranchen bis zu 100.000 Euro. Den Opfern wurde laut Anklage außerdem vorgegaukelt, dass die Firma über ein Patent zur Umnutzung der Kraftwerke verfüge und deshalb bereits mit der Bundesregierung verhandele. Innerhalb von drei Jahren sollen die Angeklagten zwischen Oktober 2016 und September 2019 knapp drei Millionen Euro ergaunert haben.

Das sagten die Angeklagten zu ihrer Verteidigung

"Ich war total überzeugt von der Idee", sagte der mit 67 Jahren älteste von ihnen aus Kaarst. Er sei damals nur im Telefon-Vertrieb tätig gewesen. Und: "Ich habe nie Zweifel an der Seriösität des Unternehmens gehabt. Die Gehälter kamen immer pünktlich, das Personal wurde stetig aufgestockt." Der damals für Marketing und Vertrieb zuständige 50-jährige Mitangeklagte gab an, er habe überhaupt keinen Kundenkontakt zu den Anlegern gehabt. "Ich war mit vollem Engagement dabei und glaube noch heute fest an die Idee", betonte der zweifache Vater aus Krefeld. "Kraftwerke umzunutzen ist doch die Zukunft."

Betrugsmasche flog 2019 auf

Aufgeflogen war die Betrugsmasche Ende 2019 - wegen eines Insolvenzverfahrens und dann auch noch wegen mehrerer Anzeigen mutmaßlich geprellter anleger. Über eine Finanz-Online-Plattform, so die Staatsanwältin, sei die Beratungs- und Projektfirma beworben worden.

Dieses Image gab sich die Firma

Den Anlegern soll von Telefonverkäufern erzählt worden sein, dass die Firma über ein Patent zur Umnutzung der Kraftwerke verfüge und deshalb bereits mit der Bundesregierung verhandele. Die Nutzung dieses Krefelder Patents würde beim geplanten Rückbau der Atom-Meiler Einsparungen bis zu 230 Millionen bringen.

Urteil im Mai

Für den Prozess sind bis Mitte Mai noch sieben weitere Verhandlungstage angesetzt. Bisher sind knapp 20 Zeugen geladen, darunter auch mehrere mutmaßlich Opfer.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Krefeld
  • Staatsanwältin
  • Verteidiger