Eine Frau, die eine Maske im Gesicht trägt

Produktionsstopp bei Aachener Maskenhersteller

Stand: 29.11.2022, 12:20 Uhr

Zu Beginn der Corona-Pandemie fehlte es in Deutschland an medizinischen Masken. Die Regierung rief die heimische Industrie auf, Schutzausrüstung zu produzieren. Unternehmen aus der Region Aachen folgten dem Aufruf. Inzwischen herrscht Ernüchterung.

Von Heiko Jaeckel

Seit gut 40 Jahren produziert die Aachener Firma Ultratex Produkte aus Vliesstoffen, vor allem Einweghauben für Krankenhäuser und Industriebetriebe. Für Firmenchef Ralf Brust lag es deshalb im Sommer 2020 nahe, alles in die Wege zu leiten, um in seinem Unternehmen auch hochwertige medizinische Masken herzustellen.

Ein Geschäft mit Verlust

Eine neuartige Maschine wurde bestellt, jede Menge Rohmaterial eingekauft, um möglichst schnell möglichst viel produzieren zu können. Ein Geschäft mit Verlust, wie er jetzt feststellen muss: "Die Investition der Anlage hat sich überhaupt nicht gelohnt“, so Ralf Brust, "wir mussten neben der Maschine ja auch ein Warenlager aufbauen – insgesamt haben wir dadurch gut 300.000 Euro Verlust gemacht.“

Konkurrenz in Fernost produziert günstiger

Denn seit drei Monaten steht die Anlage still. Nebenan im Lager stehen noch haufenweise Kisten mit fertigen medizinischen Masken, aber Abnehmer lassen sich kaum noch finden. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass nach wie vor von der Konkurrenz aus Fernost eingekauft wird, weil die Masken von dort deutlich günstiger sind als das, was wir in Europa herstellen können.“ Und außerdem ärgert er sich über die Politiker: "Dadurch, dass man zuletzt nur noch die FFP 2-Masken priorisiert hat, sind unsere Masken leider totgeschwiegen worden.“

Verkaufsidee „Meo mask“

Einer seiner Abnehmer war die Aachener Firma Meotec. Die hat sich eigentlich darauf spezialisiert, Implantate für Knochenbrüche herzustellen. Als dem Unternehmen 2020 die Kurzarbeit drohte, entscheiden sich die Chefs, in den neuen Markt mit medizinischen Masken zu investieren und somit ihre Mitarbeiter weiter in Vollzeit zu beschäftigen. Die von Ultratex hergestellten Masken vertrieben sie als "Meo mask“. Aber laut Geschäftsführer Christoph Ptock nur mit mäßigem Erfolg: "In den Großkunden-Markt, in große Absatzzahlen, sind wir nicht reingekommen. Da ist es letztlich an der Wirtschaftlichkeit gescheitert, was immer bemessen wurde am günstigsten Preis.“ Und so beendete seine Firma die Zusammenarbeit mit Ultratex schon vor gut einem Jahr. Weil sie einfach nicht genug Masken loswurden.

In Würselen wird noch produziert

Eine Frau, die eine Maske im Gesicht trägt

Etwas besser erging es der Firma Charlemain im benachbarten Würselen. Ein junges Unternehmen, das sich eigentlich als Uhren-Marke etablieren will, sich aber in der Corona-Krise mit der Herstellung von medizinischen Masken ein zweites Standbein verschaffen wollte. Das erste Jahr verlief für Geschäftsführer Amin Daneshmand vielversprechend: "Aber wir haben dann nochmal nachgerüstet, weil wir davon ausgegangen sind, dass weiterhin Nachfrage an deutschen Masken da sein wird.“ Ein Trugschluss, wie er heute weiß.

Ärger über die Politik


Zur Zeit produziert er noch 25.000 Masken pro Tag, etwa halb so viel wie noch vor einem Jahr. Und auch die Zahl der Mitarbeiter musste er schon reduzieren. Amin Daneshmand fühlt sich und seine Branche von der Politik im Stich gelassen: "Erst hat man uns quasi beauftragt, eine Industrie in Deutschland neu aufzubauen. Aber wenn man dann plötzlich nach eineinhalb Jahren sagt: Nein, wir möchten nur noch günstige Masken haben und beziehen die aus dem Ausland, dann ist das wie ein Messerstich in den Rücken für die deutsche Maskenindustrie.“


Keine Fördergelder erhalten

Alle drei Unternehmen hatten sich 2020 vergeblich um Fördergelder beworben, aber ihr Projekt trotzdem durchgezogen, weil die Herstellung von Masken in Deutschland eine Marktlücke mit Zukunft zu sein schien. Doch mittlerweile ist für Ultratex-Chef Ralf Brust davon nichts mehr zu spüren: "Ich hab damals mit meinem Sohn viel Herzblut reingesteckt. Im Endeffekt war alles umsonst. Das tut einfach weh.“

Über dieses Thema haben wir auch in der Lokalzeit aus Aachen am Freitag, 25.11.2022 um 19.30 Uhr im WDR Fernsehen berichtet.