Plauderkassen in Kempen
Lokalzeit aus Düsseldorf. 21.02.2024. 03:15 Min.. Verfügbar bis 21.02.2026. WDR. Von Markus Gröters.
Neue Plauderkassen in Kempen
Stand: 21.02.2024, 15:09 Uhr
Seit heute (21.02.2024) gibt es in zwei Supermärkten in Kempen sogenannte Plauderkassen. An denen können Kundinnen und Kunden in Ruhe bezahlen und auch mal ein Schwätzchen halten. Der Seniorenbeirat der Stadt hofft so, der Vereinsamung älterer Mitmenschen entgegenzuwirken.
„Warten Sie, ich bezahle bar!“ Dieser Satz sorgt heutzutage in Schlangen an Supermarkt-Kassen für genervtes Augenrollen. Nicht so an der Kasse von Marie Riese. Die 22-jährige Verkäuferin arbeitet in einem von zwei Supermärkten in Kempen, in denen Kundinnen und Kunden ab sofort ganz entspannt bezahlen können.
Die Leute haben Freude daran, etwas zu erzählen
Täglich von 10 bis 13 Uhr gelten hier nämlich andere Regeln als an den Kassierstellen nebenan. Marie Riese hat sich für diesen Job sogar freiwillig gemeldet: „Mir macht das tatsächlich Spaß, weil das nicht so stressig ist und weil die Leute auch Freude daran haben, etwas aus ihrem Leben zu erzählen“, erzählt sie mit einem Lächeln.
Kundin Doris Kühlen und Kassiererin Marie Riese plaudern an der neuen Plauderkasse.
Es darf auch mal etwas Privates sein
So wie die 70-jährige Doris Kühle aus Grefrath. Sie kommt regelmäßig hier einkaufen und packt gerade ihre Waren in den Wagen. Natürlich nicht, ohne ein paar Worte über das Wetter oder die teurer gewordenen Lebensmittel zu verlieren. Sie ist begeistert vom Projekt: „Vor allem für ältere Leute ist das gut. Und wenn ich die Mitarbeiterin gut kenne, rede ich auch mal über etwas Privates mit ihr.“
Oft die einzige Möglichkeit, Gespräche zu führen
Die Plauderkassen in Kempen sind auf Initiative von Katja Klein von der Seniorenberatung der Stadt eingerichtet worden. Die Idee hat sie aus dem Internet und sofort erkannt, dass das für ihre Stadt etwas sein könnte: „Wir erleben in Beratungsgesprächen, dass vor allen ältere Menschen das Gefühl von Einsamkeit haben. Da ist der Einkauf oft die einzige Möglichkeit, Kontakt aufnehmen zu können und vielleicht auch Gespräche zu führen.“
Das unterscheidet uns vom Onlinehandel
Aber was haben die Supermärkte davon? Schließlich gilt doch gerade im Einzelhandel „Zeit ist Geld!“. Marktleiter Benedikt Steves hatte sich sofort bereiterklärt und den Nutzen für sich erkannt: „Das unterscheidet uns doch vom anonymen Onlinehandel. Die Leute treffen sich überall in unserer schönen Stadt und können sich miteinander unterhalten und wohlfühlen. Aber eben nicht nur in den Straßen oder bei uns auf dem Parkplatz. Das geht auch sehr gut bei uns an der Kasse.“
Etwas Humor, dann kommt schon was
Daneben verabschiedet sich Marie Riese von einer Stammkundin mit netten Worten. Einen Unterhaltungszwang gibt es an der Kasse natürlich nicht. Aber Marie Riese lebt ihre Aufgabe an der Plauderkasse voll aus. „Ich versuche immer, etwas Humor reinzubringen. Dann kommt meistens von den Leuten schon selber was“, sagt sie, lacht und beginnt, den nächsten Einkauf einzuscannen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort