Busse fallen aus - Nahverkehr unter Druck

Stand: 14.03.2023, 14:14 Uhr

Busfahren auf dem Land - das kann in diesen Zeiten ein Glücksspiel sein. Immer wieder fallen im Rhein-Sieg-Kreis sowie im Kreis Euskirchen Busse aus. Pendler müssen sich Alternativen suchen. Was sind die Gründe?

Von Marius Reichert

Krankheitswelle trifft Verkehrsbetriebe 

Genaue Zahlen, wie viele Busse im Rhein-Sieg-Kreis und in Euskirchen ausfallen oder zu spät sind, gibt es nicht. Das Verkehrsunternehmen RSVG teilt auf WDR-Anfrage aber mit: Wegen der Krankheitswelle gelte aktuell nur ein eingeschränkter Fahrplan. Siegburg als Knotenpunkt sei dabei besonders betroffen. Francesca Krause ist Pendlerin und oft von den Busverspätungen und -ausfällen in Siegburg betroffen. Darum hat sie die Entscheidung getroffen, aufs Auto umzusteigen: „Das Buschaos motiviert mich, einen Führerschein zu machen. Lieber im Stau stehen, als gar nicht wegzukommen", argumentiert die Angestellte. 

Private Busunternehmer unter Druck 

Etwa die Hälfte der Busse im RSVG-Gebiet gehören privaten Unternehmen - wie der Firma Kolf aus Eitorf. Montags erreichen Geschäftsführer Dominique Kolf regelmäßig Anrufe von Fahrern, die sich krankheitsbedingt abmelden müssen. Dann muss er selbst Schichten übernehmen.“Momentan sind unsere Hauptprobleme Krankmeldungen, Personalmangel, die aktuellen Anforderungen, Abgasnormen zu erfüllen und natürlich die hohen Energiepreise."

Das alles macht dem Familienbetrieb mit 43 Bussen schwer zu schaffen. Das Verkehrsunternehmen RSVG kündigt auf WDR-Anfrage an, Unternehmer wie die Kolfs besser unterstützen zu wollen. Schriftlich heißt es: „Aufgrund der gestiegenen Dieselpreise seit dem letzten Jahr geben wir den Unternehmern einen sogenannten „Dieselzuschuss“. Zudem passen wir die Preise laufend an, sodass eine faire Leistungsbezahlung erfolgt.“

Strafe bei Ausfällen

Das deckt nach Angaben von Dominique Kolf noch immer nicht die anfallenden Kosten. Dazu kommt: Kann er eine Linie nicht bedienen, verdient sein Unternehmen kein Geld. Unter Umständen wird sogar eine Strafe fällig. Dominique Kolf kann und will so nicht weiterarbeiten: „Wenn es so weitergeht, könnte es sein, dass ich aufhöre.“ Die Folge: Vor allem kleinere Orte würden vorerst von keinem Bus angesteuert.

Land und Bund zahlen zu wenig 

Man sieht einen Mann, der in einem Büro sitzt und über ein beschriebenes Blatt Papier gebeugt ist. In seiner Hand hält er einen Kugelschreiber. Hinter ihm ist eine Fensterfront, von der man einen Kirchturm und andere Gebäude sehen kann.

Markus Ramers, Landrat Kreis Euskirchen

Es fehlt also am Geld für den ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis. Aber nicht nur dort. Im Kreis Euskirchen macht Landrat Markus Ramers seinem Ärger Luft. Er rechnet vor: 14 Millionen Euro kostet ihn der ÖPNV allein dieses Jahr. Tendenz steigend. Von Bund und Land bekomme er nur wenig Unterstützung. "Das reicht hinten und vorne nicht“, kritisiert Ramers. „Wir reden nicht darüber, dass wir die Mobilitätswende organisieren können, sondern wir versuchen mit den Mitteln, die wir haben, irgendwie den Bestand zu sichern. Das ist sehr unbefriedigend, weil wir auch einen anderen Anspruch haben." 

Francesca Krauses Bus in Siegburg kommt am Morgen dann doch noch. Mit Verspätung geht es für sie zur Arbeit. Auch heute wird sie das ihrem Chef wieder irgendwie erklären müssen.

Über dieses Thema haben wir am 13. März 2023 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.

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