Mordfall Claudia Ruf: Alle Spuren abgearbeitet

Lokalzeit aus Bonn 06.03.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 06.03.2026 WDR Von Jochen Hilgers

Mordfall Claudia Ruf: Fast alle Spuren abgearbeitet

Stand: 06.03.2024, 19:57 Uhr

Aufgeben ist keine Option! Das ist das Credo von Reinhold Jordan, dem Leiter der Mordkommission Claudia Ruf. Er sucht seit 1996 den Mörder der damals Elfjährigen. Sein Problem: Alle Spuren sind abgearbeitet. Selbst 3.000 DNA-Abgleiche in den vergangenen Monaten haben nicht mehr zum Erfolg geführt.

wdr.de: Haben Sie einen Überblick, wie vielen Spuren Sie nachgegangen sind?

Reinhold Jordan: Es sind sicherlich zwischen 5.000 und 6.000 Spuren. Das bedeutet Personenüberprüfungen, aber auch Hinweise zu allgemeinen Fahrzeugbewegungen. All diese haben wir abgearbeitet in der Zeit.

wdr.de: Sie haben immer gesagt: „Aufgeben ist keine Option“. Haben Sie denn jetzt noch irgendetwas zu bieten?

Reinhold Jordan (lächelt): Das bleibt auch weiterhin mein Motto. Wir haben jetzt durch die letzten Speichelproben rund 3.000 Proben entnehmen können. Die sind bis auf wenige Ausnahmen, etwa wie Rückläufer von Rechtshilfeersuchen oder neue Zeugenaussagen - untersucht. Bisher negativ.

wdr.de: Sie haben sehr große Hoffnungen auf diese Proben gesetzt. Wie haben Sie reagiert, als Sie gemerkt haben, da ist wieder kein Treffer?

Reinhold Jordan: Wir mussten uns ja von Anfang an auf die Daten von den Einwohnermeldeämtern zum Beispiel aus Grevenbroich fokussieren. Die haben wir alle überprüft. Wir wissen aber weiter noch nicht, ob zu der Zeit in Hemmerden (Anmerkung der Red.: Wohnort von Claudia Ruf) Personen gewohnt haben oder wurde eine Lagerhalle, eine Garage angemietet, von der wir noch nichts wissen. Daher ist es für uns wieder wichtiger, den Zeugenaufruf zu starten, wer solche Beobachtungen gemacht hat oder solche Personen kennt, uns das mitzuteilen. Aufgeben werden wir nicht. Wir werden allen Hinweisen, die kommen, nachgehen.

wdr.de: Was läuft denn gerade in der Mordkommission Ruf?

Reinhold Jordan: Wir sind immer wieder überrascht, wie viele Leute anrufen und Hinweise geben. Die sind vielleicht im Internet oder durch Zeitungsartikel auf den Fall aufmerksam geworden und machen Mitteilungen.

wdr.de: Aber trotzdem: Wie geht man als Ermittler damit um, dass man so viele Spuren abgearbeitet hat und der Treffer war nicht dabei?

Reinhold Jordan: Aufgeben ist keine Option. Für mich ist einfach wichtig, den Eltern und den Angehörigen mitteilen zu können und Antworten zu geben, was damals mit ihrer 11-jährigen Claudia passiert ist. Deshalb hoffe ich mit jeder neuen Presseveröffentlichung, neue Informationen zu bekommen. Daher wieder mein Appell sehr dringlich an das Umfeld des Täters: Wenn das durch den Täter etwas mitbekommen hat oder es ahnt, dass es vielleicht der Täter ist, dann bitte erklären Sie sich endlich und geben der Polizei einen Hinweis.

wdr.de: Der Vater hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt. Das sollte ein "Game Changer" werden. Hat aber auch leider nicht funktioniert. Wie haben Sie das aufgenommen?

Reinhold Jordan: Die Ansprache war sehr emotional und es hat dazu geführt, dass sich ganz Hemmerden an der Suche und an der Aktion, der Speichelprobe, beteiligt hat. Mit Aufhängen von Plakaten, von Verteilen von Flyern. Es tut mir leid, dass wir dieses Engagement nicht entsprechend belohnen konnten, indem wir den Täter präsentieren. Da müssen wir am Ball bleiben.

wdr.de: Was heißt am Ball bleiben?

Reinhold Jordan: Das man immer wieder Hinweisen nachgeht zu Personen, die in anderen Deliktfeldern auffallen. Und dann schaut, ob diese auffälligen Personen einen Bezug zu Hemmerden 1996 hat.

wdr.de: Was bedeutet der Fall insgesamt für Sie?

Reinhold Jordan: Dafür bin ich Ermittler geworden, um insbesondere Angehörigen von Opfern nachher zu präsentieren, warum sie diesen Verlust tragen müssen. Das tut mir natürlich leid, dass ich das den Eltern Ruf bisher noch nicht geben konnte. Aber da bleib ich dran.

wdr.de: In zwei Jahren gehen Sie in den Ruhestand, spüren Sie jetzt einen besonderen Druck?

Reinhold Jordan: Einen Druck verspüre ich nicht. Ich versuche dran zu bleiben. Und es gibt junge Kollegen im Kommissariat, die den Fall weiter betreuen werden. Der läuft als "Cold Case" weiter.

wdr.de: Was bedeutet es für Sie persönlich, wenn Sie in Pension gehen und haben den Fall nicht abgeschlossen?

Reinhold Jordan: Dann hoffe ich, dass meine Kollegen es noch besser machen und den Fall lösen können. Da muss man mit einer professionellen Distanz rangehen. Wir geben unser Bestes in diesen Fällen. Es kann leider nicht immer gelingen. Wir hatten immer auf die Bevölkerung oder auf Personen gesetzt, die vielleicht etwas dazu sagen können.

wdr.de: Hat nicht funktioniert.

Reinhold Jordan: Das wird noch.