Dr. Hemmen Sabir von der Uniklinik Bonn bei der Untersuchung von Sarahs Tochter Viktoria. Das mobile MRT gilt als schonende Behandlungsmethode.

Neuheit an Bonner Uniklinik

Wenn das MRT zum Patienten kommt

Stand: 19.08.2022, 14:07 Uhr

Die Uniklinik Bonn setzt neuerdings ein mobiles MRT ein. Damit können Ärzte Früh- und Neugeborene schonend untersuchen und Diagnosen vor Ort stellen. Das Gerät ist einzigartig in Deutschland. 

Von Marius Reichert

Seit Ende April verbringen Sarah und Justin die meiste Zeit in einem Zimmer der Uniklinik Bonn. Der Grund: Ihre Zwillinge Viktoria und Toni sind viel zu früh auf die Welt gekommen - ganze vier Monate. Seitdem werden sie in der Neugeborenenstation betreut. „Das waren sehr kritische Tage und Wochen. Jetzt geht es endlich bergauf“, sagt die junge Mutter aus Lüdenscheid. Ihr und ihrem Mann hatte man die Uniklinik Bonn empfohlen. Bei ihrer kleinen Tochter steht heute eine wichtige Untersuchung an. 

Per Fernbedienung steuern

Im Nebenraum bereitet Dr. Hemmen Sabir das mobile MRT vor. Es ist ein roboterähnliches Gerät, darin die beiden Magneten zur Untersuchung. Alles ist steuerbar. Der Arzt kann es per Fernbedienung durch die Gänge der Klinik lotsen. Gleich wird er die kleine Viktoria damit untersuchen. Der Vorteil: „Die kleinen, oft schwachen Patienten müssen nicht irgendwo hingebracht werden“, sagt der Oberarzt. „Denn der Transport dieser sensiblen Patientengruppe zu einem festen MRT ist mit einem hohen Aufwand und nicht selten Risiken verbunden.“

Teil eines Forschungsprojekts

Knapp 300.000 Euro kostet das mobile MRT - die Uniklinik hat dafür nichts bezahlt, da es von der Bill-Gates-Stiftung finanziert wurde und die Untersuchungen mit dem MRT Teil einer Studie sind. Die Ärzte wollen herausfinden, wie präzise die Diagnosen in der Praxis sein können, und vor allem: wie gut ist die Bildqualität?

Im Behandlungsraum wird die kleine Viktoria ganz vorsichtig in die Mini-Röhre gelegt. Sofort bekommt Dr. Sabir die ersten Bilder auf sein Tablet. Sollte sich eine Hirnblutung andeuten, dem Baby Sauerstoff fehlen, oder Verfärbungen auf einen Tumor hindeuten - er würde jetzt es auf seinem Display sehen. Ein weiterer Vorteil: Die Mütter und Väter können bei der Untersuchung die ganze Zeit dabei sein, müssen ihr Kind nicht abgeben. 

Auch Erwachsene können untersucht werden

Das mobile MRT kann durch eine Krankenliege erweitert werden, so dass auch bei Erwachsenen ein Scan des Gehirns durchgeführt werden kann. Zudem ist der Geräuschpegel bei der Untersuchung geringer und die Ergebnisse können umgehend über ein Tablet abgerufen werden.

Am Ende der halbstündigen Untersuchung ist die Erleichterung groß: Viktoria geht es gut. „Einer Entlassung in der nächsten Woche steht nichts im Wege“, sagt Dr. Sabir. 

Über dieses Thema haben wir am 18. August 2022 um 13:32 in der WDR2 Lokalzeit berichtet. Mehr im WDR Fernsehen und in der ARD-Mediathek: Lokalzeit aus Bonn, 22.08. - 19:30 Uhr.