Die Hände eines Geistlichen

Streit um Segnungen: Gemeinde will weitermachen

Stand: 21.08.2023, 14:53 Uhr

Für Jasmin und Miriam war die Entscheidung des Erzbistums Köln ernüchternd. Der Pfarrer der katholischen St. Lambertus-Gemeinde in Mettmann darf keine gleichgeschlechtlichen Paare mehr segnen. Die Gemeinde will die Segnungen jedoch fortsetzen – durch ihre Gemeindereferentin und andere Seelsorger beider Konfessionen in der evangelischen Nachbargemeinde.

Von Raphael Boch

Katholisch sein und gleichzeitig homosexuell. Das ist für viele Betroffene ein schwieriger Spagat. Auch für Jasmin und Miriam aus Mettmann. Das lesbische Paar ist seit Kindestagen gläubig. Jasmin katholisch, Miriam evangelisch. Aus familiären Gründen wollen sie unerkannt bleiben. Als die beiden Ende März an einem Segnungsgottesdienst für alle teilgenommen haben, konnten sie ihr Glück kaum fassen.

"Das war für mich ein Riesen-Highlight"

Organisiert wurde die Segnung von der AG "Regenbogenkirche für alle". Gesegnet wurde das homosexuelle Pärchen vom dortigen Pfarrer. "Das war mir ganz wichtig, weil ich das vorher noch nicht hatte", sagt Jasmin. "Ich habe mich sehr gefreut, dass die katholische Kirche das durchzieht."

"Priester haben keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen"

Doch die Freude währte nur kurz. Einige Wochen nach dem Gottesdienst untersagt das Erzbistum Köln dem Mettmanner Pfarrer weitere Segnungen dieser Art. Das Erzbistum ist der Auffassung, dass zwar einzelne Menschen oder Ehepaare gesegnet werden können, nicht aber homosexuelle Paare.

Und das, obwohl die Mehrheit der deutschen Bischöfe zusammen mit gläubigen Laien im Rahmen des Synodalen Wegs bereits beschlossen hat, schon in drei Jahren Segnungen für alle möglich zu machen. Der Mettmanner Pfarrer will sich jedoch an die Vorgabe aus Köln halten.

Entsetzen bei Katholiken

Jasmin und Miriam sind von der katholischen Kirch enttäuscht. Sie fordern mehr Offenheit gegenüber queeren Paaren. "Weil sich auch noch Viele verstecken und nicht dazu stehen. Weil sie Angst haben vor Kirche, vor Glauben, vor Ablehnung", sagt Miriam.

Auch der Katholikenrat aus der Nachbargemeinde in Düsseldorf kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. "Wir müssen einsehen, dass man damit auch was anrichtet. Das ist auch ein Schaden, den wir Menschen zufügen. Das können wir doch nicht wollen", sagt die Vorsitzende Natalie Schneider.

Weitere Segnungen für alle geplant

Das sehen auch die AG „Regenbogenkirche für alle“ und die St. Lambertus-Gemeinde aus Mettmann so. Deswegen wollen sie weiter zusammen die Segnungen durchführen. Ohne den Mettmanner Pfarrer und nicht in der eigenen Kirche, sondern stattdessen mit ihrer Gemeindereferentin und anderen Seelsorgern beider Konfessionen in der evangelischen Kirche in Wülfrath. Außerdem ist am 20. September ein Segnungsgottesdienst vor dem Kölner Dom geplant.

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Nachrichten aus Lokalzeit Bergisches Land 21.09.2023 00:49 Min. Verfügbar bis 22.08.2025


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