Leerstehende Wohnungen trotz Flüchtlingskrise

Stand: 03.04.2023, 13:20 Uhr

Die Stadt Köln kann Geflüchtete nicht in Städten im Umland unterbringen, selbst wenn es dort leerstehende Wohnungen gibt. Der bürokratische Aufwand sei zu hoch. Das Land Nordrhein-Westfalen will das jetzt ändern.

Von Oliver Köhler

Der Sportwissenschaftler Morteza Bayat und sein Geschäftspartner, der Ingenieur Elmar Veiser, besitzen ein zweistöckiges Haus in Satzvey in der Eifel. In diesem Gebäude hatten sie Gesundheits-Produkte entwickelt. Die beiden Erfinder brauchen die Räume aber nicht mehr. Sie haben das Haus deshalb umgebaut und es als Unterkunft für Geflüchtete vermietet. Doch die Stadt Mechernich, zu der Satzvey gehört, hat sich inzwischen eigene Flüchtlingsunterkünfte gebaut. Deshalb stehen die zwölf Apartments der beiden Geschäftsleute jetzt leer.

"Hier ist bequem Platz für bis zu 55 Menschen", sagt Morteza Bayat. "Alle Wohnungen sind komplett möbliert, haben Trockner und Waschmaschine. Es gibt eine komplette Küche in jedem Apartment. Wenn Flüchtlinge herkommen, brauchen sie außer ihrer Kleidung nichts mitzubringen."

Platz für 55 Menschen

Morteza Bayat und Elmar Veiser vor ihrem Wohnobjekt

Morteza Bayat und Elmar Veiser vor ihrem Wohnobjekt

Die beiden Produktentwickler haben die Unterkünfte jetzt der Stadt Köln angeboten. Köln hat große Probleme mit der Unterbringung von Geflüchteten. Da könnten sie mit ihren zwölf Apartments helfen, dachten Morteza Bayat und Elmar Veiser. "Die Stadt Köln sagt, da ist Mechernich zuständig, da können wir uns nicht einmischen", berichtet Ingenieur Veiser. "Die Mitarbeiter der Stadt sagten mir, sie würden das Angebot gerne annehmen, aber das ginge leider nicht."

Der Kölner Sozialdezernent Harald Rau sagt, er freue sich über jedes Zimmer, das in Köln für Geflüchtete angeboten wird. Aber: Geflüchtete auf dem Gebiet einer anderen Stadt unterzubringen sei mit riesigem bürokratischem Aufwand verbunden. "Das ist ein so aufwändiges Verfahren, das überfordert uns nach Strich und Faden", sagt Rau dem WDR.

Städte müssten komplizierte Verträge aushandeln

Geflüchtete in Wohnungen in Mechernich unterzubringen wäre nur der erste Schritt. Die Stadt Köln müsste mit der Stadt Mechernich auch aushandeln, wie Kosten für Schulen, Kitas und Betreuung der Geflüchteten erstattet werden. 

Weil das sehr komplizierte Verhandlungen nach sich zieht, haben sich die Städte in Nordrhein-Westfalen darauf geeinigt, sich nicht darauf einzulassen, Geflüchtete bei den Nachbarn unterzubringen. Harald Rau, Kölner Sozialdezernent

Die beiden Unternehmer Morteza Bayat und Elmar Veiser können nur schwer nachvollziehen, dass hier Wohnungen leer stehen, während Köln für Geflüchtete teure Hotelzimmer anmietet. 

"Das ist sehr schade, gerade wenn Kinder und Familien dringend eine Unterkunft brauchen", sagt Morteza Bayat. "Das ist von Köln ein Katzensprung bis nach Satzvey. Die Bahn ist hier fast vor der Tür. Die Menschen könnten herkommen und hier wohnen. Aber die gesetzlichen Vorschriften sind offenbar komplizierter als wir uns das vorstellen können."

Ministerium kündigt Hilfen an

Das zuständige Integrationsministerium in Düsseldorf hat erkannt, dass in Nordrhein-Westfalen viele Wohnungen leer stehen, sie aber wegen des bürokratischen Aufwandes nicht für Geflüchtete genutzt werden können. Auf Anfrage des WDR schreibt das Ministerium: "Daher prüft das Land aktuell, welche Maßnahmen getroffen werden können, um den Gemeinden die Unterbringung auf dem Gebiet anderer Gemeinden zu erleichtern."

Wann es so weit sein wird, dass Köln Geflüchtete in leerstehenden Wohnungen in anderen Orten unterbringen kann, ist allerdings noch vollkommen unklar.