Lanxess stoppt Produktion von Umweltgift PFAS

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Lanxess stoppt Produktion von Umweltgift PFAS

Stand: 01.03.2024, 13:33 Uhr

Das Chemie-Unternehmen Lanxess war bisher einer der größten Verursacher für die Belastung des Rheins mit den so genannten Ewigkeits-Chemikalien PFAS. Damit ist nach Angaben des Unternehmens nun aber Schluss.

Lanxess hat im Leverkusener Chemiepark die Produktion eines Flammschutzmittels eingestellt, das bei der Herstellung von nicht-brennbaren Kunststoffen verwendet wurde.

Bei der Produktion gerieten per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, ins Abwasser des Leverkusener Chemparks und von dort aus über die Kläranlage Leverkusen Bürrig in den Rhein.

Der WDR hatte schon vor zwei Jahren aufgedeckt, dass die in Leverkusen in den Rhein eingeleiteten PFAS-Mengen regelmäßig den in Nordrhein-Westfalen geltenden Orientierungswert um ein Vielfaches überschreiten.

PFAS zersetzt sich nicht

Im Jahr 2022 flossen noch jeden Tag im Durchschnitt etwa 460 Gramm der umweltgefährdenden Stoffe in den Fluss.

In Nordrhein-Westfalen gilt für die Einleitung von PFAS in Gewässer ein so genannter Orientierungswert von 35 Gramm pro Tag. Bei Überschreitung dieses Wertes müssen die Umweltbehörden handeln. Nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz "erfolgt eine Ursachenermittlung und werden Gegenmaßnahmen eingeleitet".

Das Problem: PFAS werden in der Umwelt nicht zersetzt - deshalb der Name „Ewigkeits-Chemikalien“. Sie reichern sich immer weiter in der Natur an.

Chemikalie kommt überall vor

Längst sind PFAS überall zu finden: in Tieren in der Arktis genau wie im Blut von Menschen, in Böden oder im Grundwasser.

Das Klärwerk Leverkusen Bürrig leitet 2022 im Durchschnitt täglich etwa das 13-fache des in Nordrhein-Westfalen geltenden Orientierungswertes in den Rhein, ein Großteil der PFAS stammte von Lanxess.

Umweltministerium ist eingeschaltet

Als der WDR 2021 erstmals über die drastische Überschreitung des Orientierungswertes berichtete, reagierte das Umweltministerium in Düsseldorf.

In einem Bericht an den Landtag versprach die damalige Umweltministerin Heinen-Esser, ihr Ministerium und die Bezirksregierung Köln werden "zeitnah mit dem Chemiepark und den dort ansässigen Firmen ein Gespräch führen. Es wird zu klären sein, welche Maßnahmenmöglichkeiten zur weiteren Reduzierung der PFAS-Frachten am Standort Leverkusen bestehen."

Zunächst plante Lanxess eine zusätzliche Reinigungsstufe für seine Abwasseranlage. Die sollte eigentlich Anfang 2024 in Betrieb gehen. Doch das Unternehmen verwarf diesen Plan. Stattdessen stellte Lanxess die Produktion des PFAS-haltigen Flammschutzmittels Ende 2023 komplett ein.

Lanxess begründet den Produktionsstopp mit "dem hohen regulatorischen Aufwand" im Zusammenhang mit der PFAS-Produktion.

Ein Sprecher des Unternehmens wollte auf Nachfrage des WDR nicht bestätigen, dass Umweltauflagen Grund für die Beendigung der Produktion sind.

Über dieses Thema berichten wir auch im Hörfunk auf WDR 2.

Unsere Quellen:

  • Reporter vor Ort