Die Kölner Südstadt gehört zu den beliebtesten Veedeln in der Stadt. Wohnen rund um den Chlodwigplatz ist in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Armutsforscher beobachten, dass sich selbst Menschen aus der Mittelschicht ihre Wohnungen in der Kölner Südstadt nicht mehr leisten können.
Leben in einer Baustelle
Pamela Kagelmachers Wohnung ist seit März eine Baustelle. "Wir haben kein fließendes Wasser, keine Dusche, keine Toilette", sagt die alleinerziehende Mutter. "Im März hatte der Vermieter die Sanierung des Bades angekündigt. Das sollte zwei Wochen dauern. Die Arbeiter haben alles herausgerissen. Und ein paar neue Rohre verlegt", sagt sie. Seitdem ist nichts passiert.
Pamela Kagelmacher kämpft für ihre Wohnung.
Kompletter Stillstand herrscht aber offenbar nur im Bad. Im Zimmer ihres 10-jährigen Sohnes haben Arbeiter ein Loch in die Wand zum Treppenhaus gestemmt. Spielsachen, Kleidung, Bettzeug des Kindes, alles ist verschmutz und voller Staub. Pamela Kegelmacher ist verzweifelt.
Vermieter gewährt Mietminderung
Im Badezimmer haben Bauarbeiter die Rohre freigelegt.
Der Vermieter des Hauses, die RM Immobilien aus Montabauer schreibt in einer Stellungnahme an den WDR: "Alle Schritte waren immer mit Frau Kagelmacher abgestimmt. So haben wir uns u. a. auch gemeinsam auf eine 100%ige Mietminderung geeinigt, bis Frau Kagelmacher wieder einziehen kann, damit Sie in dieser Zeit Ihr Einkommen für die 'Übergangswohnung', die sie aktuell bewohnt, einsetzen kann."
Handwerkermangel soll zu Verzögerungen führen
Pamela Kagelmacher wohnt allerdings genau in dieser Wohnung, da sie mit ihrem Sohn nur zeitweise in einer Not-Wohnung des Jugendamtes unterkommen konnte. Deshlab hat Pamela Kagelmacher einen Anwalt eingeschaltet. Sie will Fristen zur Wiederherstellung der Wohnung setzen, jedoch ohne Ergebnis.
Der Vermieter begründet die langwierigen Bauarbeiten mit der schwierigen Suche nach Handwerkern und unerwarteten Problemen bei der Sanierung des maroden Gebäudes.
Vermieter greifen zu rabiaten Methoden
Der Vringstreff ist eine Anlaufstelle zur Wohnberatung im Veedel.
Das sei kein Einzelfall, sagt der Sozialwissenschaftler und Armutsforscher Kai Hauprich vom Kölner Vringstreff: "Menschen, die über wenig Geld verfügen, können es sich immer weniger leisten, ihre Miete zu zahlen. Manche Eigentümer sehen Wohnen als Kapitalanlage und greifen zu rabiaten Methoden, um sich ihrer Mieterinnen zu entledigen und teuer zu sanieren."
Stadt Köln prüft den Fall
Im Fall Kagelmacher prüft das Kölner Wohnungsamt, ob ihre Wohnung nicht bewohnbar ist. Dazu schreibt die Stadt: "Der Eigentümer hat die Verpflichtung, der Mieterin eine Ersatzunterkunft zur Verfügung zu stellen. Sollte er dazu nicht rechtzeitig in der Lage sein, muss die Stadt Köln eine Unterkunft zur Verfügung stellen. Die Kosten hat der Eigentümer zu tragen."
Das Wohnungsamt geht der Sache jetzt nach. Pamela Kagelmacher wundert sich, warum das nicht längst geschehen ist. Sie habe die Stadt wiederholt um Hilfe gebeten.