Zugunglück mit zwei Toten bei Köln: Arbeiter ohne Genehmigung auf Gleisen?
Stand: 10.05.2023, 14:28 Uhr
Nach dem tödlichen Zugunglück bei Hürth berichten Zeitungen, dass eine Sperrung der Bahnstrecke zwar beantragt, aber abgelehnt worden sei. Ein IC hatte am Donnerstag eine Gruppe Arbeiter an einer Baustelle auf der Strecke erfasst. Zwei von ihnen starben.
Die beiden verstorbenen Arbeiter gehörten zu einem Bautrupp, der entlang der Zugstrecke zwischen Köln und Bonn Kabel verlegen sollte. Die Männer befanden sich in der Nähe der Gleise, als ein Intercity auf die Baustelle zukam. Der Zug erfasste die Männer. Sie starben an der Unfallstelle.
Sperrung nicht genehmigt
Nach Informationen der "Bild" hielten sich die Arbeiter ohne Genehmigung im Gleis auf. Eine Sperrung der Strecke sei zwar beantragt worden. Doch die wurde, so die "Bild"-Zeitung, abgelehnt. Warum die Bauarbeiter dennoch die Strecke betreten hätten, um ein abgesacktes Gleis zu stabilisieren, sei nun Teil der Ermittlungen. Die Kölner Staatsanwaltschaft wollte die Berichte nicht kommentieren.
Sicherheit an den Gleisen
Die Baustellen werden normalerweise laut des Sprechers der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), stets bei dem DB Netz angemeldet und die Lokführer über Bauarbeiten am und im Gleis informiert. Daraufhin wird zum Beispiel eine langsamere Fahrt oder "Fahren auf Sicht" angeordnet.
Die Informationen bekommen die Lokführer etwa bei der Abfahrt am Bahnhof oder durch ein "haltzeigendes Signal". Laut der Bahn werden Baustellenteams durch technische Sicherungsmaßnahmen wie zum Beispiel automatische Warnsysteme oder durch menschliche Sicherungsposten geschützt, die das Team bei Gefahren direkt warnen sollen.
Vorkehrungen an der Tagesbaustelle
Auf der Tagesbaustelle in Hürth-Kalscheuren waren Kabelbauarbeiten für das neue Digitale Stellwerk Linker Rhein vorgesehen. Mitarbeitende dürfen den Gleisbereich grundsätzlich nur dann betreten, wenn die vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden.
Für jede Baumaßnahme wird ein individueller, an die örtlichen Gegebenheiten angepasster Sicherungsplan erstellt, das gilt selbstverständlich auch für Tagesbaustellen: Sicherungskräfte und/oder hochmoderne Technik schützen die Baustellenteams am Gleis vor Gefahren, die von vorbeifahrenden Zügen ausgehen.
Das können technische Sicherungsmaßnahmen, wie automatische Warnsysteme (kabel- und funkbasiert) sein, sogenannte feste Absperrungen oder auch Sicherungsposten, die bei Gefahren die Mitarbeitenden direkt warnen. Alle Sicherungspersonale werden regelmäßig geschult. Vor Ort findet jeweils eine Einweisung in den Sicherungsplan statt.
Unglücklicher Tweet der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn, welche in der Regel über Zugausfälle und -Verspätungen informiert, hat am 04. Mai einen Tweet zu dem schweren Zugunglück in Hürth veröffentlicht. Dabei sprach das Unternehmen zunächst von „unbefugten Personen auf der Strecke“. Ein Sprecher der Deutschen Bahn nannte den Tweet später „unglücklich“. Die genaue Situation sei zum Zeitpunkt des Tweets nicht bekannt gewesen.
Hubschrauber im Einsatz
Feuerwehr und Rettungskräfte rückten mit einem Großaufgebot aus.
Wegen des Unfalls hatte es am Donnerstag einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gegeben. Auch ein Hubschrauber der Bundespolizei wurde eingesetzt, um Luftaufnahmen zu machen und so zu helfen, den Unfall zu rekonstruieren.
Notfallseelsorger vor Ort
Rettungskräfte und Notfallseelsorger waren ebenfalls im Einsatz und kümmerten sich um die Menschen im Zug, die Augenzeugen des tödlichen Unfalls geworden waren. Der Lokführer des Unglücks-IC musste sich laut einem Bahnsprecher in ärztliche Behandlung begeben. Ein Fahrgast wurde bei der Notbremsung verletzt. Die Bahnstrecke blieb bis zum Abend gesperrt.