Der Karnevals-DJ in der JVA
Lokalzeit aus Köln. 08.02.2024. 03:18 Min.. Verfügbar bis 08.02.2026. WDR. Von Manuela Klein.
Karnevals-DJ in der JVA Ossendorf
Stand: 09.02.2024, 16:39 Uhr
Er legt zwar schon seit seinem 15. Lebensjahr auf, doch die Arbeit als DJ bei der Mädchensitzung der Justizvollzugsanstalt Ossendorf in Köln ist für Jörg Grewe jedes Mal etwas Besonderes. DJ zu sein ist für ihn Beruf und Berufung zugleich.
Von Manuela Klein
Mit zwei großen schwarzen Koffern in der Hand steht Jörg Grewe vor dem großen Stahltor der Justizvollzugsanstalt Ossendorf. Bevor er "einfährt“, so nennt man das Betreten der JVA umgangssprachlich, prüfen die Beamten seinen Personalausweis. Das Mobiltelefon muss er auf Flugmodus stellen. Dann schiebt sich das große, schwere Tor langsam zur Seite und der DJ aus Euskirchen ist drin im Knast.
Es geht durch fünf vergitterte Türen, die für ihn auf- und direkt wieder zugeschlossen werden, eine Treppe runter, und dann ist er an seinem Einsatzort: dem Veranstaltungsraum der JVA. Ein großer Saal mit einer Bühne, bunt geschmückt mit Luftschlangen und rot-weißen Ballons. "Das macht das Freizeitteam der JVA immer so schön. Das besteht aus Insassinnen, die das für ihre Mitgefangenen organisieren“, so Jörg Grewe.
Eine Karnevalsfeier mit Tradition
Während Jörg Grewe sein Mischpult und die Technik neben der Bühne aufbaut, erzählt er, dass er hier schon sieben Mal aufgelegt hat. Denn die Karnevalsparty im Knast hat schon viele Jahre Tradition. Für Frank Prösdorf, Sport- und Freizeitkoordinator der JVA, enorm wichtig. Er betreut die Frauen bei ihren Planungen schon seit über zehn Jahren.
Und: Die Party sei auch ein Anreiz, sich zu benehmen. Denn nur, wer sich gut führe, dürfe einen Antrag stellen und mitfeiern.
Über 100 Frauen in Party-Stimmung
Um Punkt 16 Uhr strömen rund 100 bunt kostümierte Frauen in den Saal. Weil die Feier aber nur knapp vier Stunden dauert, verliert der DJ keine Zeit und legt sofort los. Ein kurze Begrüßung, ein Countdown und der Saal tobt.
Viele der Frauen können oft schon Tage vorher nicht schlafen, so aufgeregt sind sie vor diesem besonderen Ereignis.
Fast wie "draußen“
Karnevalsorden der Mädchensitzung der Justizvollzugsanstalt Ossendorf.
Wenn man es nicht wüsste, könnte man denken, dies sei irgendeine wilde Karnevalsparty. Die Lieder, die der DJ spielt, reißen die Frauen von den Sitzen. Sie tanzen, lachen, albern herum. Gefühlte Freiheit auf Zeit. Und es gibt nicht nur Musik vom Band. Ein Highlight jagt das Nächste. Tanzgruppen und Bands wie Kasalla treten auf. Selbst das Dreigestirn. Mit dem Festkomitee Kölner Karneval pflegt die JVA seit vielen Jahren einen engen Kontakt.
Für die Frauen selbst ist diese Feier extrem bedeutsam. Insassin Claudia hat die Party mit organisiert und bringt es auf den Punkt. "Ich finde, das ist ganz wichtig für uns Inhaftierte, dass man nicht nur im Fernsehen sieht, wie draußen Karneval gefeiert wird. Man hat ja eh immer das Gefühl, man ist schlecht, weil man hier eine Haftstrafe absitzen muss. Und man spricht ja auch immer über Resozialisierung.“
Nach vier Stunden ist alles vorbei
Tatsächlich erhoffen sich die Verantwortlichen einen positiven Effekt durch solche Feiern. Denn am Ende der Haftzeit müssen die Frauen wieder in ein normales Leben zurückfinden. Zudem sorgt eine solche Zusammenkunft auch für Stressabbau und gut Stimmung untereinander. Jörg Grewe feiert an seinem DJ-Pult die ganze Zeit mit. Er fühlt sich hier pudelwohl, die Frauen sind ein dankbares Publikum. Um 19:45 Uhr geht dann das Licht an - und die bunte Party ist in wenigen Minuten vorbei.
Für die Frauen geht es wieder auf ihre Zellen. Für den Karnevals-DJ zum nächsten Auftritt. Und nächstes Jahr ganz bestimmt auch wieder zur Mädchensitzung in die JVA Ossendorf.
Unsere Quellen:
Reporterin vor Ort