Reinhard Kardinal Marx beim Gedächtnisgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz

Kardinal Marx wirft Vatikan Intransparenz in der Causa Woelki vor

Stand: 15.10.2022, 10:35 Uhr

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat dem Vatikan Intransparenz im Umgang mit dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki vorgeworfen. Niemand wisse, was zwischen Papst und Woelki vereinbart wurde.

Bis heute kenne niemand den Inhalt eines Berichts zu einer päpstlichen Visitation in Köln. "Selbst der Apostolische Nuntius in Berlin sagt mir, er kennt ihn nicht", sagte Marx.

"Wissen diejenigen, die von den Visitatoren befragt wurden in Köln, was von ihren Aussagen überhaupt weitergegeben wurde? Was genau ist zwischen dem Papst und Kardinal Woelki mündlich oder schriftlich vereinbart worden? Ich weiß es nicht."

Keiner weiß etwas über den Bericht der Visitatoren

Es brauche Verfahren - transparente und nachvollziehbare, sagte Marx der "Welt am Sonntag".

Im Erzbistum Köln gibt es seit Monaten Proteste gegen den dortigen Bischof im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs. Woelki hat dem Papst in dem Zusammenhang seinen Amtsverzicht angeboten, Papst Franziskus hat darüber aber bisher nicht entschieden.

Vorgehen des Vatikans "vorsichtig ausgedrückt suboptimal"

Seine Meinung zu diesen Vorgängen sei "sehr klar, und die habe ich auch entsprechend geäußert", sagte Marx weiter. Der Kirche fehlten geregelte Prozesse für Situationen, in denen zwischen dem Bischof und seinen Gremien oder dem Volk Gottes etwas grundlegend in Unruhe gerate. "In solchen Fällen einfach zu sagen: 'Die Zukunft eines Erzbischofs ist die Sache Roms, das geht die Ortskirche gar nichts an' - das finde ich vorsichtig ausgedrückt suboptimal", so Marx.