Wuppertaler Gedenkbuch im Internet - ein Denkmal für getötete Juden
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Wuppertaler Gedenkbuch im Internet - ein Denkmal für getötete Juden
Stand: 12.11.2024, 13:26 Uhr
Die Website "www.wuppertaler-gedenkbuch.de" ist freigeschaltet - Lebensdaten und Biografien von Wuppertaler Jüdinnen und Juden sind hier dokumentiert.
Von Georg Lembeck
Es sind Geschichten von jungen Menschen wie Irmgard Baum aus Wuppertal - sie galt nach den Rassegesetzen der NS-Diktatur als "Halbjüdin". 1942 im Alter von 20 Jahren wurde Irmgard Baum in ein Ghetto im besetzten Polen deportiert - und hier schon wenige Wochen später "ausgesiedelt", wie es im NS-Jargon hieß. Das heißt, sie wurde ermordet.
Sie lebten nebenan
Ob das Ehepaar Aaron aus der Moltkestraße im vornehmen Wuppertaler Villenviertel oder der Kaufmann Heinrich Samson aus der Haspeler Straße in einem Barmer Wohnviertel - viele der 1432 Wuppertaler Jüdinnen und Juden, die während der NS-Herrschaft zu Tode kamen, erhalten hier plötzlich eine Identität.
Allein schon durch Lebensdaten oder die früheren Wohnorte treten sie heraus aus der Anonymität.
Nicht mehr so weit weg
Die Ereignisse der NS-Zeit seien dadurch nicht mehr so weit weg, meint Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal. "Für Jugendliche ist das ja oft schon so eine Art Steinzeit," ist sie überzeugt. "Ich glaube, dass man nur mit der konkreten Beschäftigung, mit der Konfrontation mit jüdischem Leben wirklich versteht, was der Holocaust eigentlich bedeute." Das sei der Hintergrund, warum man sich Jahre mit diesem Projekt beschäftigt hat, so Ulrike Schrader.
Mehr als 300 "konkrete Lebensgeschichten"
Über die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie werde zu oft nur "sehr oberflächlich und abstrakt gesprochen. Aber hier haben wir ganz konkrete Lebensgeschichten." Wer möchte kann erfahren, was Wuppertaler Jüdinnen und Juden in der NS-Verfolgungszeit geglaubt, gewünscht, gedacht und gehofft haben.
335 eindringliche Biografien haben Forscherinnen und Forscher schon zusammengetragen. Mit den Jahren sollen es immer mehr werden. Das sei der Vorteil des Wuppertaler Gedenkbuchs, dass es immer weiter geführt werden kann.
Eine Art immer weiter wachsendes Mahnmal für die Menschen, die einst ganz normale Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger waren - bis die nationalsozialistische Verfolgung unvorstellbaren Ausmaßes begann.
Unsere Quellen:
- Begegnungsstätte Alte Synagoge, Wuppertal
- Stadt Wuppertal
- WDR-Reporter vor Ort
- www.wuppertaler-gedenkbuch.de