Wald für alle: Integrative Waldwirtschaft im Bonner Kottenforst
Lokalzeit aus Bonn. 06.08.2024. 03:02 Min.. Verfügbar bis 06.08.2026. WDR. Von Angela Sinne.
Wald für alle: Integrative Waldwirtschaft im Bonner Kottenforst
Stand: 06.08.2024, 18:18 Uhr
Der Bonner Kottenforst soll verschiedene Interessen miteinander verbinden. Dafür gibt es die integrative Waldwirtschaft.
Von Jörg Sauerwein
Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten, Erholungsgebiet, Holzlieferant und Klimaschützer - der Bonner Kottenforst hat viele Aufgaben. Die integrative Waldwirtschaft soll das alles unter einen Hut bringen.
Fahrradfahrer genießen die kühle Luft und das Grün im Wald genauso wie Spaziergänger. Gleichzeitig sind hier aber allein tausende Insektenarten zu Hause, genauso wie unzählige Vögel, Wildschweine, Feuersalamander, Fledermäuse und viele andere Tierarten. Im Wald wird aber auch wertvolles Holz zum Beispiel für die Möbelindustrie gewonnen.
Unterschiedliche Interessen prallen im Wald aufeinander
"Hier im Wald kommen viele zusammen und jeder hat eine andere Erwartungshaltung", sagt NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen bei ihrem Besuch im Kottenforst. Sie lässt sich von den Fachleuten zeigen, wie integrative Waldwirtschaft funktioniert, die möglichst alle Interessen unter einen Hut bringen soll.
Artenschutz und Biodiversität im Kottenforst
Für die einen ist das 4.000 Hektar große Waldgebiet ein beliebter Freizeitort, für viele Tier- und Pflanzenarten ist es das Zuhause. Das muss geschützt werden, sagt der Biologe Klaus Striepen. Dabei geht es nicht nur um einen rücksichtsvollen Umgang der Besucher mit dem Wald. Auch bei der Holzgewinnung wird beispielsweise Rücksicht genommen. Im Kottenforst wird unter anderem Holz für die ostwestfälische Möbelindustrie gewonnen.
Wohnraum von Tieren wird geschützt
Aber nicht jede Eiche wird irgendwann gefällt. So mancher Baum bietet mit kleinen Höhlen auch jede Menge Wohnraum. Dort leben zum Beispiel Spechte, Fledermäuse oder Insekten. Striepen bezeichnet diese Bäume als "kleine Archen". Sie werden farblich markiert und sollen auch die nächsten Generationen stehenbleiben. "Diese Eichen sind wie ein Wohnungsmarkt im Wald", sagt Striepen lächelnd.
Entwässerungsgraben im Wald
Vor 150 bis 200 Jahren wurden im Kottenforst viele Entwässerungsgräben angelegt. Damals waren sie sinnvoll. Heute werden diese Gräben bewusst wieder aufgefüllt, vor allem mit abgestorbenen Ästen und Laub. So kann der Wald mehr Wasser halten und ist für Trockenperioden besser gerüstet. Bei Starkregen dagegen kann das Wasser nicht mehr so schnell abfließen und in umliegende Ortschaften gelangen. Der Wald dient damit noch stärker als Schutz gegen die Folgen des Klimawandels.
Der Wald verändert sich
An manchen Stellen erinnern noch abgestorbene Baumskelette an frühere Fichtenwälder. Dort werden gerade wieder möglichst natürliche Mischwälder aufgeforstet. Für einen möglichst klimaesistenten Kottenforst mit großer Vielfalt. Minister Gorißen ist überzeugt: "Hier, vor den Toren Bonns wird eindrucksvoll gezeigt, wie Rohstofferzeugung und der Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt unserer Wälder Hand in Hand gehen können."